Geliebt hat sie die DDR trotzdem: Bettina Wegner kommt nach Friedrichshain

Das Freiluftkino Friedrichshain zeigt am Donnerstagabend den tollen Dokumentarfilm „Bettina“ – in Anwesenheit der Liedermacherin.

Die Liedermacherin Bettina Wegner
Die Liedermacherin Bettina WegnerVolkmar Otto

Das ist eigentlich nicht der Platz, an dem wir Veranstaltungen ankündigen, aber in diesem Fall machen wir eine Ausnahme: Am Donnerstag, 4. August zeigt das Freiluftkino Friedrichshain den großartigen Dokumentarfilm „Bettina“ von Lutz Pehnert, der eine Hommage an diese Frau ist. Und an diesem Abend macht sich Bettina Wegner von Berlin-Frohnau, wo sie lebt, auf nach Friedrichshain, um nach der Vorführung mit dem Publikum zu sprechen. Diese selten gewordene Gelegenheit, die 74 Jahre alte Bettina Wegner zu erleben, sie sprechen zu hören, sollte man sich nicht entgehen lassen, sie tritt kaum noch auf.

Der Film zeichnet einen ungeheuer spannenden deutschen Lebenslauf nach, wie ihn nur das zerrissene 20. Jahrhundert hervorbringen konnte. Bettina Wegner, 1947 geboren in West-Berlin, aufgewachsen in der DDR, dann quasi ausgebürgert. Sie hatte aus Protest gegen den Überfall sowjetischer Panzer in Prag im August 1968 heimlich Flugblätter in Ost-Berlin verteilt. „Hände weg von Prag“ stand auf einem. Erst 20 war sie damals. Sie flog daraufhin von der Schauspielschule, musste zur Bewährung in eine Fabrik. Nie hat sie in der DDR eine Platte veröffentlicht, sie wurde bespitzelt, durfte nicht auftreten, eigentlich, und wurde trotzdem zu einer der bekanntesten Liedermacherinnen des Landes.

Geliebt hat sie die DDR trotzdem

Die Gerichtsverhandlung ist damals aufgezeichnet worden, zu Schulungszwecken, und der Film verarbeitet den Mitschnitt, dieses unglaubliche Dokument der Zeitgeschichte, auszugsweise. Allein deshalb lohnt es sich, ihn anzusehen. Die Aufnahme bringt einen in den Gerichtssaal in der Littenstraße, man hört die Richterin Fragen stellen, man hört Bettina Wegners Stimme, die eher ein Stimmchen ist, so zart, fast kindlich. Man hört den Staatsanwalt brüllen.

Geliebt hat sie die DDR trotzdem. Nicht die Regierung. „Der Staat war Dreck, sagte sie der Berliner Zeitung kürzlich in einem Interview. Aber die Freunde. „Das war für mich Heimat. Als das weg war, ist nie mehr etwas meine Heimat geworden.“

Im Film erklärt sie auch, warum sie eine Zeit lang ihr berühmtestes Lied „Sind so kleine Hände“ nicht mehr singen wollte. Und dann singt sie es. Man sollte genügend Taschentücher einstecken.

Bettina Freiluftkino Friedrichshain, Donnerstag, 4. August, 21.15 Uhr