Helen Mirren war die Queen und ist nun Golda Meir
Die große britische Schauspielerin ist zur Weltpremiere des Films „Golda“ über die israelische Ministerpräsidentin zur Berlinale gekommen.

Dreißig Tage lang habe er Helen Mirren nicht gesehen, sagt der Regisseur Guy Nattiv vor der internationalen Presse in Berlin über die Frau, die neben ihm sitzt. Er sah immer nur Golda Meir. Helen Mirren, die große britische Schauspielerin, die er ausgesucht hat für die Rolle als israelische Ministerpräsidentin in der Zeit des Jom-Kippur-Krieges 1973, war durch Maske, Kostüm und ihr Spiel ganz nah an der realen Figur. Um wirklich so auszusehen, hat sie vor und nach dem Dreh stets einige Stunden in der Maske verbracht. Da waren die männlichen Kollegen noch nicht da oder schon weg.
Der Film „Golda“ feiert am Montagabend seine Premiere in der Berlinale Special Gala. Zum Pressetermin vorab kam Helen Mirren als sie selbst in Sneakers und einem schmucken übergroßen Pullover in Pink, das lange weiße Haar zum Pferdeschwanz gebunden. Ein Berlinale-Besuch ist für sie so etwas wie eine Heimkehr, hat sie doch hier 2020 den Goldenen Ehrenbären bekommen. Damals lief eine ganze Reihe ihrer Filme in der Retrospektive, darunter auch „Ein russischer Sommer“ über das letzte Lebensjahr Leo Tolstois. Mirren, 1945 in London als Helen Lydia Mironoff geboren, spielte die Gattin des Schriftstellers. Gezeigt wurde auch „The Queen“, der Film, der ihr für die Verkörperung der Titelrolle einen Oscar einbrachte.
Man erwartet große Worte. Sie spricht über den Haushalt
Ob sie die Rolle als Golda Meir mit der der kürzlich verstorbenen Königin Elizabeth vergleichen könne, wurde jetzt gefragt. Helen Mirren entdeckte aber eher Parallelen zu Elizabeth I., die knapp fünfhundert Jahre früher amtierte. „Sie stand auch vor der riesigen Aufgabe, ihr Land zu retten. Ich bewundere an Golda Meir, wie sie sich dieser Verantwortung stellte.“ Ähnlich sei sie ihr eher in kleinen Dingen, zum Beispiel koche sie so gern wie Golda Meir und sei immer auf der Suche nach neuen Küchenutensilien. So ist diese Schauspielerin, sie mag auch das Spiel mit dem Publikum: Man erwartet große Worte und sie spricht über den Haushalt.
Die beiden Enkel Golda Meirs seien jedenfalls sehr zufrieden mit der Darstellung ihrer Großmutter, sagt der Regisseur. Und damit schmettert er auch die Frage einer Reporterin vom britischen Guardian ab, ob nicht eine Jüdin die Rolle der jüdischen Politikerin hätte übernehmen können. Guy Nattiv, Jude, Israeli, sagt: „Helen Mirren ist nicht nur eine große Schauspielerin. Sie war bei mir zu Hause, wie ein Familienmitglied. Eine bessere Besetzung kann ich mir nicht vorstellen.“
Golda, 21.2., 12.45 Uhr, Verti Music Hall, 25.2., 10.30 Uhr, Zoo-Palast.