Keine Tickets für die Berlinale bekommen? Diese Filme laufen demnächst im Kino

Neun Filme aus dem Festivalprogramm starten bis Ende April auf der großen Leinwand. Einer läuft bei Netflix an. 

Felix Kramer und Marlene Buhrow in „Irgendwann werden wir uns alles erzählen“
Felix Kramer und Marlene Buhrow in „Irgendwann werden wir uns alles erzählen“Pandora Film

„Die Fabelmans“ – 9. März

Welcher der eine Film sei, den er in seinem Leben unbedingt noch drehen wolle – diese Frage stellte sich Steven Spielberg im Lockdown zu Beginn der Corona-Pandemie. Er fand die Antwort, und das Ergebnis ist nun für sieben Oscars nominiert.

„Die Fabelmans“ ist eine autobiografische Geschichte über Spielbergs Familie und die ersten Schritte in seiner Entwicklung zu einem der bedeutendsten Filmemacher aller Zeiten. 


„Inside“ – 16. März

One-Man-Show für Willem Dafoe: Als Meisterdieb namens Nemo schließt sich der Schauspieler in diesem Kammerspiel versehentlich in einem luxuriösen Smarthome hoch oben in New York City ein. Das Ambiente ist ein feuchter Yuppie-Traum, doch auch die umwerfendsten Kunstwerke und der tollste Blick über die Skyline können bald nicht mehr über die knapp werdende Nahrung und fehlende soziale Kontakte hinwegtrösten. Die Uhr tickt.


„Der vermessene Mensch“ – 23. März

Das Historiendrama von Lars Kraume handelt von einem jungen Berliner Ethnologen, der Anfang des 20. Jahrhunderts in der deutschen Kolonie Deutsch-Südwestafrika Zeuge des skrupellos geplanten und durchgeführten Genozids an den Herero und Nama wird. Er hat hehre Ambitionen, will tonangebende Theorien von der vermeintlichen Überlegenheit der weißen „Rasse“ widerlegen. Doch in der Kolonie übertritt er selbst moralische Grenzen: schändet Gräber, exhumiert Schädel, raubt Kulturgegenstände. Es ist die Geschichte eines ‚guten Deutschen‘, der sich vom kolonialen System und seinen wissenschaftlichen Scheingrundlagen korrumpieren lässt – und letztlich zum integralen Bestandteil desselben wird. Eine Empfehlung. 


„Seneca“ – 23. März

Und noch eine One-Man-Show, diesmal für John Malkovich. Unter der Regie des deutschen Regisseurs Robert Schwentke spielt er den Stoiker Seneca, dessen Weisheiten jüngst Boris Becker durch seine Zeit im Gefängnis brachten. Vor 2000 Jahren sollten sie Kaiser Nero mental in geordnete Bahnen lenken – das Ergebnis ist bekannt. Mit viel Ironie erzählt Schwentke von Senecas Scheitern als Mentor, das ihn schließlich ins Grab brachte. In Nebenrollen mit dabei: Samuel Finzi, Lilith Stangenberg und Louis Hofmann.


„Sisi & Ich“ – 30. März

Susanne Wolff interpretiert ihre Sisi ganz modern als eine Art Lady Di des 19. Jahrhunderts. Ihr Problem mit dem Essen hat etwas mit ihrem Problem mit dem Frausein zu tun. Eigentlich mit der Perspektive auf dieses Frausein, in die sie die Männer zwingen. Eine andere große Schauspielerin, Sandra Hüller, leistet der Kaisern als Gesellschaftsdame Dienste, aber eigentlich entwickelt sich hier eine Liebesgeschichte, die allein aus Blicken besteht. Dazu Korfu, wie es nicht mehr ist und vielleicht nie war. Ein Traum aus Licht, Meer, Wind und dem betörenden Krächzen der Möwen.


„Kill Boksoon“ – ab 31. März bei Netflix

Das ist etwas für Freunde der ästhetisierten Gewalt. Kein schmuddeliges Wegballern und Entsorgen wie bei einem Müllunternehmen, sondern choreografiertes Waffenführen, Schießen, Schlitzen, Schlagen und Schlachten. Wie pittoresk die Blutfontänen in Zeitlupe ihre Ornamente in die Luft zaubern! Das ist reine Zen-Kalligrafie. Besonders an „Kill Boksoon“ von Byun Sung-hyun ist aber wohl vor allem, dass anders als zu Edo-Zeiten die Hauptrolle kein Samurai, sondern die alleinerziehende Mutter eines pubertierenden Kindes ist. Ihre Karriere als Profikillerin der gehobenen Preisklasse will sie dennoch nicht vernachlässigen – auch wenn die nächste Generation schon mit den Mordinstrumenten scharrt. 


„Suzume“ – 13. April

Der japanische Animefilm „Suzume“ gehörte in diesem Jahr zweifellos zu den Highlights im Berlinale-Wettbewerb. Die titelgebende Heldin wird nichtsahnend in ein Abenteuer hineingezogen, das über Leben und Tod von Millionen Menschen im Land entscheidet. Angeleitet wird sie dabei von einem schönen Fremden, der sich allerdings schnell in einen gelben Kinderstuhl mit drei Beinen verwandelt. Dazu kommt noch ein sprechendes Kätzchen – was will man mehr? „Suzume“ lässt aber nicht nur die Herzen von Anime-Fans höherschlagen, sondern ist auch der perfekte Einstieg für Genre-Frischlinge. Nicht verpassen!


„Irgendwann werden wir und alles erzählen“ – 13. April

Was könnte es da zu jammern geben? Es ist Sommer, der Himmel spielt seine spektakulären Spiele, es duftet fast von der Leinwand herunter, die Heimchen zirpen, und die Welt öffnet sich nach dem Fall der Mauer, auch wenn man hier im ländlichen Thüringen nicht so viel mitbekommt. Wer würde da nicht gern am Fenster stehen, ein aufziehendes Gewitter begrüßen, Dostojewski und Trakl lesen, rauchen, bis die Lunge pfeift, Wodka trinken und zwischendurch sein erotisches Begehren ausleben? Ganz so einfach ist es dann doch nicht für die 19-jährige Maria (Marlene Buhrow) und ihren auserwählten Liebhaber. Denn er ist zwanzig Jahre älter und sie mit einem anderen zusammen. 


„Infinity Pool“ – 20 April

Brandon Cronenberg beweist sich mit dieser verstörenden Zukunftsvision erneut als würdiger Erbe seines Vaters. In „Infinity Pool“ spielen Alexander Skarsgård und Cleopatra Coleman ein Paar im Luxusurlaub, das sich nach einem Unfall der unbequemen Tatsache stellen muss, dass außerhalb des Resorts das Grauen herrscht. Wer ein Verbrechen begeht, hat auf der Insel die Wahl: Entweder wird man hingerichtet, oder – wenn man reich genug ist, um es sich leisten zu können – man kann sich stattdessen selbst beim Sterben zusehen.


„Roter Himmel“ – 20. April

Leon leidet unter einer Schreibhemmung und seinem kritischen Lektor, generell hat er sich seinen Sommerurlaub anders vorgestellt. Blöde Mücken. Blöde Waldbrände. Außerdem ist die Ostsee-Bude, auf die ihn sein Kumpel Felix mitgenommen hat, schon belegt. Und zwar von Nadja und ihrem Bademeister, deren Liebesnächte so passioniert sind, dass die dünnen Wände wackeln. Und während Leon noch an seinem vermasselten Buch herumoperiert, hat Christian Petzold die verwickelte Liebesgeschichte abgedreht und einen Silbernen Bären einkassiert.