„Manodrome“: Ein Safe Space für toxische Männlichkeit
Ob das dem Berlinale-Hauptsponsor gefällt? Jesse Eisenberg spielt einen aggressiven Uber-Fahrer, der Bestätigung in einem Männerbund findet.

Die Berlinale stimmt ihr Programm nicht auf ihre Sponsoren ab. Das ist doch schon mal eine gute Nachricht. Denn während Uber in diesem Jahr zum ersten Mal zu den Hauptpartnern des Festivals gehört und die Promis mit schicken Wasserstoff-Limousinen zum Teppich chauffiert, möchte man nach dem amerikanisch-britischen Wettbewerbsbeitrag „Manodrome“ des Regisseurs John Trengove eigentlich nie wieder in ein Fahrzeug des Unternehmens steigen. Schon in der ersten Szene schreit eine stillende Mutter ihren Uber-Fahrer an, gefälligst rechts ranzufahren, weil er über den Rückspiegel, so denkt sie zumindest, auf ihre Brust starrt. Quälende Sekunden stellt der Mann, gespielt von Jesse Eisenberg („The Social Network“) sich taub, dann gibt er schließlich nach.
Die Frustration pumpt er im Fitnessstudio ab, Abend für Abend stemmt er Metall zu Heavy-Metal-Musik, am Ende klopft ihm jemand auf die schwitzende Schulter. Selfie im Spiegel, dann ab nach Hause, in die kleine Wohnung voller schlimmer Erinnerungen an die Kindheit. Mit ihm wohnt dort seine Freundin (Odessa Young), hochschwanger und ebenfalls von den Eltern traumatisiert. Im Gegensatz zu ihrem Freund ringt sie aber um Zuversicht, ist lieb zu dem schweigsamen Sonderling, will alles besser machen, seit sie sich von Ralphie hat überreden lassen, das Kind nicht abzutreiben.
Männer im Safe Space
In der Hoffnung auf einen neuen Job begleitet Ralphie schließlich einen Freund zu einer Herrenrunde, die sich bald als sektenartiger Bund entpuppt, in dem Männer in einem erklärten „Safe Space“ noch Männer sein dürfen. „Ich werde mich vor dir nicht beugen“, ruft man dort im Chor, oder: „Ich habe das Feuer entfacht, ich kann es mir wieder nehmen“. Den Sektenführer namens Vater Dan gibt Adrian Brody, der seine mittelalten Söhne ermächtigen will, indem er sie zur Zerstörung animiert – was er im Fall von Ralphie bald bitter bereuen wird.
Trengove arbeitet sich in „Manodrome“ am tatsächlich brandgefährlichen Phänomen der Manosphere ab, einer antifeministischen Bewegung, die besonders online zurzeit sehr hässliche Blüten treibt – zum Beispiel in Form des jüngst verhafteten Influencers und mutmaßlichen Menschenhändlers Andrew Tate. Der Komplexität des Themas wird der Film allerdings nicht ansatzweise gerecht, stattdessen greift er zu Klischees wie unterdrückter Homosexualität als Erklärung für toxische Männlichkeit. Ralphie bleibt in seiner tragischen Entwicklung letztlich ein pathologischer Einzelfall und der Zuschauer am Ende mit dem Gefühl zurück, dass ihm hier eine Freakshow präsentiert wurde, die mit dem echten Leben, mit existierenden politischen und gesellschaftlichen Mechanismen, die solche Radikalisierungen befördern, eigentlich nichts zu tun hat.
Manodrome. Wettbewerb, Regie: John Trengove, Großbritannien/USA
Vorführungen:
Montag, 20.02., 10:00 Uhr, Haus der Berliner Festspiele
Dienstag, 21.02., 15:45 Uhr, Verti Music Hall
Sonntag, 26.02., 18:00 Uhr, Berlinale-Palast