Die Berlinale kümmert sich um ihr Publikum

Die typische Festivaltasche gibt es nicht, dafür aber was Weiches aufs Auge. Und eine freundliche Impfwerbung.

Berlinale-Impfplakate
Berlinale-ImpfplakateBerlinale

In den nächsten Tagen steigt noch einmal die Impfbereitschaft. Denn dann wirkt die Werbung für den Anticoronapiks von Leuten, die sich beruflich mit der Macht von Bildern beschäftigen. Die Kampagne der Bundesregierung mit dem verwaschenen Hellblau und gequälten Grün „Impfen hilft! Auch allen, die du liebst.“ hat es ja nicht gebracht. Obwohl der Gesundheitsminister sie kreativ nannte.

Die am Donnerstag beginnenden Internationalen Filmfestspiele Berlin stellen den Winterbären auf einigen der diesjährigen Plakate mit einem Pflaster versehen in die Blickfelder, dazu die knappen Botschaften: „Leinwand frei fürs Impfen“ und „Impfen schützt (Kino-)Kultur“. Das Rot beziehungsweise das Grün dahinter leuchtet optimistisch frisch. Und da Ungeimpfte nicht in die Vorstellungen dürfen, werden diese nach Ansicht der Plakate bestimmt in der Hoffnung auf kommende Kinobesuche den Weg zum nächsten Impfarzt suchen. Oder zur Impfärztin natürlich.

Überhaupt ist diese Berlinale sehr auf die Gesundheit ihrer Besucher und Fans bedacht. Zu den üblichen Merchandise-Artikeln hat sich ein wuschelweicher Wärmflaschenbezug gesellt. Mit seinen Öhrchen und der aufgestickten Filmnerd-Brille als gekipptes B sieht er aus wie der Bär auf den offiziellen Plakaten. Er wird mit seinem Gummi-Inneren Erkältungen und andere Unpässlichkeiten vertreiben. Ungefüllt kann er als Kissen den Kurzschlaf im Kino erleichtern. Apropos Schlaf: Zum Wohlfühlprogramm gehört auch eine plüschige Schlafmaske, die hilft, nachts oder nachmittags schnell in süße Träume zu verfallen, egal wie aufregend das Filmprogramm zuvor war.

Denn ein bisschen besorgniserregend ist schon, dass der diesjährige Jurypräsident M. Night Shyamalan ein Horrorfilmspezialist ist. Wer weiß, mit welchen Pandemie-Hintergedanken die Berlinale-Leitung ihn dazu bestimmt hat. Das Programm sieht auf den ersten Blick nicht gruselig aus, aber der Schrecken mag beim Sehen kommen.

Vorerst gebührt Mariette Rissenbeek als Geschäftsführerin viel Lob für das ausgeklügelte Konzept. Die Impfkampagne wird dem Kino der Zukunft helfen, die Wellnessartikel erleichtern die Gegenwart des Publikums. Und dass es wie 2021 nicht die einst übliche Festivaltasche gibt, hat sicher auch seinen guten Grund. Viele Exemplare vergangener Jahre hängen mit Preisvorschlägen von 5 bis 45 Euro bei Ebay herum.