Deutscher Oscarpreisträger: Gerd Nefzer ist der Meister der Naturgewalten

Zwei deutsche Künstler wurden für „Dune“ mit einem Oscar ausgezeichnet. Neben dem Komponisten Hans Zimmer ging der Oscar für Spezialeffekte nach Schwaben.

Gerd Nefzer, hier mit seinem Oscar für den Film „Blade Runner 2049“
Gerd Nefzer, hier mit seinem Oscar für den Film „Blade Runner 2049“dpa

Ihr Planet Arakis, sagt das geheimnisvolle Mädchen in dem mit mehreren Oscars ausgezeichneten Film „Dune“ von Denis Villeneuve, sei besonders schön, wenn die Sonne tief steht. Dann nämlich malt der Wind wie von Künstlerhand zart bewegte Spuren in den Sand. Aber er kann auch anders, und der Sand türmt sich auf zur bedrohlichen Kulisse. Sturm, Katastrophe, übersinnliche Kräfte – die Stunde der Spezialeffekte ist gekommen.

Als feine Adresse für derlei Inszenierungen gilt in Hollywood seit geraumer Zeit der aus dem baden-württembergischen Schwäbisch-Hall stammende Gerd Nefzer, der bereits 2018 für seine Tricks in dem Film „Blade Runner 2049“ einen Oscar bekommen hat. Unter Filmleuten, die für cineastisches Zauberwerk zuständig sind, stellt man sich technikbesessene Nerds vor, die seit früher Kindheit an Spaß an flackerndem Licht und der Erzeugung von skurrilen Geräuschen haben. Bei dem 57-jährigen Gerd Nefzer verlief die Karriere indes schwäbisch familiär. Weit davon entfernt, sich früh einer Vision zur Fabrikation des Glamours hinzugeben, trat der gelernte Landwirt und Agrartechniker Gerd Nefzer zunächst in das Unternehmen seines Schwiegervaters ein. Dieser hatte 1968 die Firma VFX gegründet, die für Filmaufnahmen umgerüstete Autos und Waffen verlieh. Beim bloßen Mietservice aber blieb es nicht lange. In den 1980er-Jahren bauten die Nefzers die VFX-Sparte Effects auf, die bald nach 1989 eine Dependance in Potsdam-Babelsberg etablierte.

Mit handwerklicher Präzision

Dort ergab sich damals die Gelegenheit, in „Wolffs Revier“ einzudringen. Die Berliner Krimiserie, die sich mit Jürgen Heinrich in der Titelrolle beim Privatsender Sat.1 als erstaunlich langlebig erwies, war einer der ersten langfristigen Aufträge für die schwäbischen Filmfrickler. Die handwerkliche Präzision, mit der die Nefzers Explosionen und andere Pyrotechniken umsetzten, muss überzeugt haben. Die Nefzers arbeiteten für Quentin Tarantinos „Inglorious Basterds“ ebenso wie für Wes Andersons Film „Grand Budapest Hotel“. Und als Steven Spielberg für „Bridge of Spies“ die Glienicker Brücke an der Berliner Stadtgrenze zu Potsdam als eine Art stählernen Hauptdarsteller in Szene setzen wollte, ließ er sich von Nefzer zeigen, wie man das macht. Er sei kein Computermensch und halte nichts von digitalem Wetter, hat Nefzer immer wieder beteuert. Und so stürmt und brennt es in „Dune“, als handle es sich um eine aus den Fugen geratene analoge Welt – in fernen Galaxien.