Die Nominierungen für den Deutschen Filmpreis stehen fest
Drei Filme machen in diesem Jahr den Wettbewerb unter sich aus. Was sagt das über die deutsche Filmlandschaft?

Filme sind nicht zwingend die Summe ihrer einzelnen Teile und doch kann mit ziemlicher Sicherheit konstatiert werden, dass in diesem Jahr eigentlich nur drei Werke um den Preis für den besten deutschen Spielfilm konkurrieren.
Nominiert sind zwar sechs: „Contra“, Sönke Wortmanns Pygmalion-Erzählung im identitätspolitisch aufgeladenen Universitäts-Milieu; Karoline Herfurths Feelgood-Produktion „Wunderschön“, die weibliche Rollenbilder hinterfragt; Pablo Larraíns unkonventionelles Biopic „Spencer“ über Lady Diana; Sebastian Meises Drama „Große Freiheit“, das die Geschichte eines Opfers von Paragraph 175 des Strafgesetzbuches erzählt, der Homosexualität in Deutschland bis 1994 unter Strafe stellte; „Lieber Thomas“, Andreas Kleinerts poetische Interpretation der Lebensgeschichte von Thomas Brasch; und Andreas Dresens „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“, dessen Hauptdarstellerin Meltem Kaptan schon bei der Berlinale für ihre Rolle als Mutter des rechtwidrig in Guantanamo inhaftierten Murat Kurnaz mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet wurde.
„Denken Sie groß“
„Wunderschön“ und „Spencer“ sind, außer für den besten Spielfilm, nur noch in jeweils einer anderen Kategorie nominiert; „Contra“ in gar keiner. „Lieber Thomas“ hat dagegen die Chance auf zwölf Lola-Trophäen, „Rabiye Kurnaz“ auf zehn und „Große Freiheit“ auf acht.
Man könnte nun zweierlei daraus schließen: Dass es sich bei den drei Favoriten um große Würfe handelt – und damit läge man nicht falsch. Aber auch, dass abgesehen davon im deutschen Film im vergangenen Jahr nicht viel los war. Um diesem Eindruck entgegenzuwirken, zeigte die Filmakademie während der Bekanntgabe einen Zusammenschnitt aus den nominierten Titeln zu Musik von Deichkind: „Denken Sie groß“.
Zum Abschluss wollte Kulturstaatsministerin Claudia Roth, die mit dem neuen Präsidentenpaar der Filmakademie, Alexandra Maria Lara und Florian Gallenberger, fleißig Umschläge aufriss, dann noch Lust auf die Preisverleihung am 24. Juni machen: „Ich bin mir sicher, es wird eine mega mega mega schöne Veranstaltung“. Für wie „groß“ das Erste die Würdigung des deutschen Films hält, lässt sich womöglich an der Sendezeit ablesen: 22:55 Uhr.
Alle Nominierungen im Überblick gibt es hier.