Steven Spielberg, Ehrenmann
Bei der Pressekonferenz vor seiner Ehrenbärverleihung hat Steven Spielberg die Presse um den Finger gewickelt. Und von einem schrecklichen Gefühl erzählt.

So aufgeregt wie an diesem Dienstagnachmittag sieht man Filmjournalisten selten. Die meisten von ihnen sind Stars gewohnt, bleiben auch cool in ihrer Gegenwart. Wer will schon wie ein Fan wirken? Doch nun fällt die Maske, werden Plätze im Saal des Hyatt-Hotels, wo die Pressekonferenzen der Berlinale stattfinden, reserviert, als wären es Liegen am Strand auf Mallorca. Seit 15 Jahren komme ich zur Berlinale, noch nie habe ich erlebt, dass der Einlass zum Konferenzsaal wegen Überfüllung gestoppt werden musste. Aber es war eben auch noch nie Steven Spielberg zu Gast.
Den bedeutendsten lebenden Regisseur unserer Zeit nennen ihn manche, darüber kann man natürlich streiten. Dass er wahrscheinlich der netteste und nahbarste ist, das hat er bei seinem Berlinbesuch mal wieder bewiesen. Spielberg ist angereist, um hier den Ehrenbären für sein Lebenswerk entgegenzunehmen. Zu diesem Anlass werden einige seiner bekanntesten Filme im Rahmen des Festivals noch mal im Kino gezeigt, darunter, „E.T. – der Außerirdische“, „Der weiße Hai“, „Schindlers Liste“, auch „Indiana Jones – Jäger des verlorenen Schatzes“. Und natürlich sein neuester Film, das autobiografische Familiendrama „The Fabelmans“, das für sieben Oscars nominiert ist.

Was kommt jetzt noch?
In der Pandemiezeit, allein zu Hause mit seiner Familie, habe er sich zum ersten Mal intensiv mit dem Altern und seiner Sterblichkeit auseinandergesetzt, erzählt der Regisseur in der Pressekonferenz. Irgendwann sei er zu dem Schluss gekommen: „Wenn ich in meinem Leben noch einen Film drehen muss, dann diesen.“
Der Journalist, der als Erster mit seiner Frage an die Reihe kommt, erzählt zum Einstieg, wie er als Sechsjähriger in West-Berlin abends heimlich aus dem Bett schlich, raus aus dem Haus, den Eltern hinterher, bis ins Kino, zur Vorführung von „E.T.“. Spielberg freut sich und kontert – erinnert sich, wie er selbst mit neun Jahren seinen Eltern Geld klaute, um heimlich den Western „Der Schwarze Falke“ von John Ford zu schauen.
Es folgen viele weitere Anekdoten. Wie er etwa den Kameramann Janusz Kamiński kennenlernte, der sich für „Schindlers Liste“ als Experte für Schwarz-Weiß-Aufnahmen empfahl, weil Farbfilm an der polnischen Filmschule eh zu teuer gewesen sei. Wie Truffaut ihn nach ihrer ersten Begegnung zum Essen einlud und die beiden bis zu seinem Tod befreundet blieben. Und dass heute vor sechs Jahren seine Mutter starb. Er spricht ohne zu zögern, als wäre er nur von Vertrauten umgeben. Und irgendwie stimmt das ja auch. Nach einer halben Stunde will der Moderator die Fragerunde dann beenden. Spielberg verhindert es: „just a few more questions“.
„Diesen Preis bei der Berlinale zu bekommen, diesem großartigen Festival, gehört zu den Höhepunkten meines Lebens“, sagt er irgendwann. Was kommt nun noch, wo der eine Film, den er noch drehen musste, fertig ist? „Ich habe keine Ahnung, was ich als Nächstes machen soll. Es ist ein schönes Gefühl. Aber auch ein schreckliches Gefühl.“
Alle Termine zu den Berlinale-Vorführungen von Steven Spielbergs Filmen gibt es hier.