Ballern, Saufen, Herzzerreißen: Wie wird die letzte Staffel „Star Trek: Picard“?

In der dritten und wohl auch finalen Staffel „Star Trek: Picard“ trifft der einstige Captain der Enterprise auf seine alte Crew – aber unter düsteren Vorzeichen.

Führen was im Schilde: Seven of Nine (Jeri Ryan), Jean-Luc Picard (Patrick Stewart) und William T. Riker (Jonathan Frakes) in der dritten Staffel von „Star Trek: Picard“ auf Amazon Prime.
Führen was im Schilde: Seven of Nine (Jeri Ryan), Jean-Luc Picard (Patrick Stewart) und William T. Riker (Jonathan Frakes) in der dritten Staffel von „Star Trek: Picard“ auf Amazon Prime.Paramount+/Amazon Prime Video

Schon in den ersten beiden Staffeln „Star Trek: Picard“ wurde fleißig geballert, gesoffen und geflucht – aber die dritte Staffel nun beginnt noch dunkler: Beverly Crusher (Gates McFadden), einst die fürsorgliche, in sich ruhende Schiffsärztin des Sternenschiffs U.S.S. Enterprise, packt sich eine stattliche Strahlenkanone, um einfallende Aliens, die so aussehen als trügen sie venezianische Horrormasken, zur Strecke zu bringen. Dann sendet sie eine gehetzte SOS-Videomessage an ihren Ex-Captain (und Ex-Lover): Jean-Luc Picard. Der möge auf keinen Fall die Sternenflotte, quasi ihren alten Arbeitgeber (falls man im 25. Jahrhundert noch so sagt), einschalten – denn niemandem sei zu trauen. Boom!

Nun ist Picard (Patrick Stewart) eigentlich Sternen-Admiral in Rente, wollte sich gerade auf einen romulanischen Planeten niederlassen und dort, an dem einen oder anderen Glas saurianischen Brandy nippend, seine Memoiren verfassen. Pustekuchen! Wenn Beverly im Schlamassel steckt, kann Picard freilich nicht chillen. Also trifft er sich mit seinem einst loyalen Ersten Offizier, William Riker (Jonathan Frakes) in einer Bar, die irgendwie aussieht wie ein Future-Berghain. Ob da niemand mitlauscht, wenn Picard mit Riker über den Top-Secret-Hilferuf parliert?

Wenig später werden sich die beiden mit der Ex-Borg Seven of Nine (Jeri Ryan) ein Raumschiff ergaunern (die „U.S.S. Titan“), um ins Ryton-System zu kurven, zu Beverlys Hilfe. Das Wiedersehen ist für Fans wirklich herzzerreißend. Doch Picard findet nicht nur heraus, dass er einen Sohn hat (Space-Opera, ick hör dir trapsen), sondern dass die Lage noch viel schlimmer ist als eh gedacht – dank der ultrafiesen, teuflisch Zigarre paffenden Vadic (genial gespielt von Amanda Plummer, bekannt aus „Pulp Fiction“), deren Raumkreuzer „Shrike“ dummerweise wesentlich mehr Feuerkraft hat als die „Titan“.

Die dritte und wohl zugleich letzte Staffel „Star Trek: Picard“ geizt nicht mit Fan-Service: Die nahezu komplette Crew aus der Serie „Star Trek: The Next Generation“ (1987–1994) kehrt zurück – erstmals seit dem Kinofilm „Star Trek: Nemesis“ (von 2002!), in dem Tom Hardy Picards Widersacher spielte: einen jungen Picard-Klon. Doch wer auf entspannt nostalgisches Kakao-Trinken in der Enterprise-Kantine „Zehn Vorne“ spekuliert, wird ganz schön überrascht sein, wie düsterbrutal mindestens die erste Staffelhälfte (die der Presse bislang vorliegt) gestrickt ist. Dagegen wirken die aktuellen Seasons der Schwesterserien „Star Trek: Discovery“ und „Star Trek: Strange New Worlds“ geradezu gemütlich.

Aber Picard wäre nicht Picard, wenn sich nicht letztlich doch noch auch das schlimmste Galaxiengrauen mit Diplomatie (und dem passenden Shakespeare-Zitat auf der Zunge) deichseln ließe. Also hoffen wir mal, dass die Serie, die so stolz Picards Namen im Titel trägt, letztlich keinen Etikettenschwindel betreibt. Und Optimismus ist doch wohl die Tugend Nummer eins der treuen Trekkies.

Star Trek: Picard ab 17.2. jeden Freitag jeweils eine neue von zehn Folgen à circa 50 Minuten auf Amazon Prime Video und auf Paramount+