Sarg oder Urne: Wie einigen sich Paare über die letzte Ruhe?

Sie fragen, unser Mann für die Liebe antwortet. Diesmal: Wie kann man sich als Paar auf das Ende des Lebens und die Zeit danach vorbereiten?

Gemeinsam auch nach dem Tod, aber wie?
Gemeinsam auch nach dem Tod, aber wie?Albrecht Weißer/imago

Helga, 82: Lieber Herr Lenné, mein Mann und ich sind in einem Alter, in dem man sich notgedrungen regelmäßig Gedanken über den Tod macht – auch wenn wir beide momentan noch ziemlich fit sind. Aber gerade deshalb würde ich auch gerne jetzt schon eine wichtige Frage klären, und zwar, wo wir irgendwann unsere letzte Ruhe finden wollen. Mir behagt der Gedanke an Särge und Friedhöfe nicht, ich möchte am liebsten verbrannt und verstreut werden, zurück in die Atmosphäre, aus der wir vor unserem Leben gekommen sind. Mein Mann möchte, dass wir nebeneinander in Gräbern bestattet werden. Einen Kompromiss gibt es da wohl nicht. Was würden Sie uns raten?

Liebe Helga, das ist ja eine Frage, die wohl auch im Spirituellen, Religiösen angesiedelt zu sein scheint. Es geht um den Wunsch, für immer verbunden zu sein. Dieser scheint sich magisch über den sicht- und fühlbaren Bereich des Lebens hinaus auszubreiten. Ob wir allerdings „da drüben“ noch etwas wahrnehmen können, ist doch eher eine Glaubensfrage. Ich denke gerne für mich, dass es dort so eine Art großes Festzelt gibt, in dem ich alle wiedertreffe, die mir wichtig sind und in dem wir alles zu Ende besprechen und feiern können, was noch offen ist. Was allerdings dann danach, wenn auch diese Party vorbei ist, mit uns wird, bleibt für mich im Dunkeln. Jede Religion hat da ihre eigene Antwort. Aber wie gesagt, es bleibt ein Glauben – es wird kein Wissen. Vielleicht ist auch irgendwann mal gut mit allem?

Wie wollen Sie nach dem Tod miteinander verbunden bleiben?

Wir haben unsere Kinder großgezogen, unsere Enkel begleitet. Geliebt, gezweifelt, geholfen, auch mal versagt. All die kleinen und großen Schlachten geschlagen und sind mit etwas Glück mit unseren Liebsten gemeinsam gealtert. Jetzt kommt der Tod in Sichtweite und die alte irdische Angst, verlassen und eventuell durch die Art der Bestattung für immer getrennt zu werden, tritt auf die Bühne.

Zwischen Ihnen beiden taucht eine „letzte Unterschiedlichkeit“ auf.  Mein Vorschlag ist: Sprechen Sie miteinander über das „da drüben“. Vielleicht können Sie sich verabreden, sich gegenseitig zu besuchen? Sprechen Sie miteinander über Ihr Unterschiedlichsein. Wie gehen Sie bisher damit um? Sprechen Sie über Ihre Tiefe und all die Dinge, die Sie gemeinsam erlebt haben. All das, was Sie in Ihrem unumgänglichen Anderssein dennoch verbindet und gleichzeitig auch zu einem einzigen untrennbaren Wesen macht. Sprechen Sie miteinander darüber, wie Sie nach dem Tod miteinander verbunden bleiben wollen.