Angriffe auf das Schwule Museum: „Hass gehört zu unserem Alltag“

Unbekannte haben auf das Schwule Museum in der Lützowstraße geschossen. Es ist nicht der erste Angriff auf das Haus. Wir sprachen mit einem Vorstandsmitglied.

Das Schwule Museum in Berlin-Tiergarten
Das Schwule Museum in Berlin-TiergartenSascha Steinach/dpa/ZB

Es ist eine unheimliche Nachricht: Unbekannte haben das Schwule Museum in der Lützowstraße in Berlin-Tiergarten beschossen. Am Morgen des 24. Februar entdeckten Mitarbeiter:innen vor Ort insgesamt sechs Einschussstellen an der Hausfront des Museums. Fensterscheiben, der charakteristische Leuchtschriftzug und ein Kunstwerk vor dem Eingang wurden beschädigt. Über die Höhe des Schadens oder diejenigen, die ihn verübten, ist derzeit noch nichts bekannt. 

Auf die Frage, ob es sich um einen gezielt homophoben Angriff handle, sagt der Historiker Ben Miller aus dem Vorstand des Schwulen Museums der Berliner Zeitung: „Wir erhalten regelmäßig homophobe und transphobe Drohungen und Hetze.“ Zum jetzigen Zeitpunkt könne das mit diesem Angriff allerdings noch nicht direkt in Verbindung gebracht werden.

Ob es jedoch möglich sei, über diesen Vorfall angemessen nachzudenken, ohne die weltweit zunehmende, rechtsextreme Anti-LSBTIQ-Mobilisierung in den Blick zu nehmen, bezweifelt Miller. Das Schwule Museum sei in seiner Zeit im Vorstand schon mal angegriffen worden, im April 2020. Man erhalte zudem regelmäßig Hassanrufe und Hass online. „Das gehört unserem Alltag, das sollte so nicht sein. Das Klima der zunehmenden Homo- und Transfeindlichkeit führt immer auch zu einem Erstarken rechtsextremer Gewalt. Aus Studien und persönlichen Erfahrungen wissen wir, dass diese Art der Gewalt gegen queere und trans* Menschen derzeit stark zunimmt“, so Miller. 

Auch Berlins Noch-Kultursenator Klaus Lederer (Linke) äußerte sich empört: „Ich bin geschockt über diese entsetzliche Tat! Meine volle Solidarität gilt dem GayMuseum“, schrieb Lederer am Mittwoch auf Twitter. Beim Einsatz gegen Queerfeindlichkeit dürfe es kein Nachlassen geben.

Derzeit ist im Schwulen Museum „Queering the Crip, Cripping the Queer“ zu sehen – eine Ausstellung, die Intersektionen von Queerness und Behinderung erforscht. Kürzlich, am 1. März, eröffnete zudem die Ausstellung „Love at First Fight!“, welche die Geschichte queerer Bewegungen in Deutschland nachverfolgt. Wie sich angesichts der Schüsse wieder einmal zeigt, hat die deutsche Mehrheitsgesellschaft in dieser Hinsicht noch einiges aufzuholen.