Kritik an Jan Böhmermanns Bosnien-Sendung: „Voller Fehler“

Jan Böhmermann hat in seiner Sendung den CSU-Politiker Christian Schmidt aufs Korn genommen. Nun wird kritisiert, dass die Sendung viele Fehler enthalte.

Jan Böhmermann
Jan BöhmermannZDF/Screenshot/Mediathek

Jan Böhmermann hat sich in seiner vergangenen Sendung „ZDF Magazin Royale“ einem komplizierten Thema gewidmet.

Er hat sich mit Bosnien-Herzegowina und besonders mit dem CSU-Politiker Christian Schmidt befasst. Schmidt ist seit August 2021 „Hoher Repräsentant der Staatengemeinschaft“ in Bosnien und hat entscheidende exekutive Rechte und die undankbare Aufgabe, einen ethnisch diversen Staat mit einer komplizierten Geschichte und einem komplexen Demokratie-System entscheidend mitzuprägen.

Der ungewöhnliche Posten wurde nach dem Ende des Krieges in Bosnien 1995 geschaffen, damit der Westen bei der Neuordnung auf einen Interessenausgleich im Vielvölkerstaat achten kann – und zur Not: mit Sonderrechten durchsetzen kann. Böhmermann macht in der 30 Minuten langen Sendung keinen Hehl daraus, dass Christian Schmidt dieser Aufgabe nicht gewachsen sei und seine Sonderrechte für eine nationalistische Agenda instrumentalisiere.

Eine irreführende Sendung

Nun regt sich bei Experten Widerstand gegen die Sendung. Balkan-Korrespondent Michael Mertens, Korrespondent für südosteuropäische Länder mit Sitz in Wien der FAZ, schrieb einen längeren Text, in dem er die Ungereimtheiten in der Sendung offenlegt. Er schrieb am Sonntag: „(D)er Vorwurf der mangelnden Kompetenz, der gegen Schmidt in der Show unter anderem erhoben wird, fällt zum Teil auf die Macher der Sendung zurück. Viele der dort aufgestellten Behauptungen treffen so nämlich nicht zu. Auch wenn das gewiss nicht die Absicht von Böhmermanns Team gewesen sein wird, lässt sich die Sendung auch als Teil eines Machtkampfes verstehen, bei dem es einer kleinen, aber energischen Lobbygruppe in Deutschland darum geht, Schmidt abzulösen und durch einen anderen Kandidaten zu ersetzen.“

Böhmermanns Sendung legt nahe, dass Christian Schmidt mit einer Wahlrechtsreform das Stimmengewicht der Serben in Bosnien um ein Zehnfaches verbessert hätte. Das sei bestenfalls irreführend, so Mertens. Auch Schmidts Nähe zum bosnisch-serbischen Separatistenführer Milorad Dodik, die Böhmermann anprangert, wird von Mertens mit Blick auf die Sendung als übertrieben gewertet. Zudem seien Angriffe auf die Pressefreiheit falsch kontextualisiert worden.

Öffentliche Kritik an der Sendung von Balkan-Experten

Balkan-Experte Krsto Lazarević, der für die Grünen im Europaparlament arbeitet, wurde von Böhmermanns Team vor der Sendung kontaktiert und warnte davor, dass die Wahlrechtsreform eventuell zu komplex sei für die dreißigminütige Satiresendung. Böhmermanns Team entschied sich trotzdem dazu, die Wahlrechtsreform zu thematisieren. Nun äußert Krsto Lazarević auf Twitter öffentlich Kritik an der Sendung. Viele Ungenauigkeiten und Fehler hätten sich in die Berichterstattung geschlichen.

Jan Böhmermann hat auf die Kritik reagiert und geschrieben, dass Lazarevićs Kritik zum Teil gute Argumente vorweise. Lazarević wiederum sieht sich jetzt auf Twitter mit Angriffen konfrontiert. Er stellt klar, dass er Christian Schmidt selbst vielfach kritisiert habe, aber bei den Fakten bleiben wolle. Das mache ihn nicht zum Nationalisten.

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