Der Groschen ist gefallen

Als die Entscheidung des Bundes fiel, keinen eigenen Topf für Künstler und Kulturschaffende einzurichten, gab es keine Proteste. Jetzt, da die Landesmittel erschöpft sind, aber doch. Grundsicherung ist keine Lösung. 

Berlin-Als vor zwei Wochen entschieden wurde, dass Künstler und Kulturschaffende im Nothilfeprogramm des Bundes keinen eigenen Topf bekommen, sondern zwischen Friseure und Autowerkstätten eingereiht werden, blieb der Aufschrei der Kulturszene aus. Vielleicht stand man da noch unter Schock und setzte außerdem auf die Sofortprogramme der Länder. In Berlin startete alsbald eine „Soforthilfe II“ für Soloselbstständige und Kleinunternehmer, die in wenigen Tagen 900 Millionen Euro an 100.000 Personen aller Berufe verteilte. 

Viele Künstler sind durch die Corona-Krise in ihrer Existenz bedroht.
Viele Künstler sind durch die Corona-Krise in ihrer Existenz bedroht.imago images

Puppenspieler haben keine Betriebskosten

Das war toll, aber der Bedarf ist dadurch nicht gedeckt. Dennoch sieht Berlin seine Möglichkeiten jetzt erschöpft und im Weiteren den Bund in der Pflicht. Dieser aber bietet lediglich einen temporär erleichterten Zugang zur Grundsicherung (ALG II) – und Betriebskostenzuschüsse. Puppenspieler oder Musiker haben jedoch keine Betriebskosten. Und deshalb ist der Groschen jetzt gefallen: Etliche Künstlerverbände in Berlin, vom Berufsverband bildender Künstler*innen in Berlin bis zum Verein Zeitgenössisches Musiktheater Berlin, nennen die vor zwei Wochen getroffene Entscheidung des Bundes „unbegreiflich“ und bezweifeln, dass ALG II kostengünstiger sein wird als ein Einmalzuschuss.  

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"Retten Sie die freie Künstler*innen und die gesamte freie Kulturlandschaft"

Appell der Freien

Sie appellieren an die Bundesregierung: „Retten Sie die freien Künstler*innen und die gesamte freie Kulturlandschaft!“ Ein Begehren, dem sich Berlins Kultursenator Lederer in einer Pressemitteilung vom Montag gerne anschließt. Wohingegen der Deutsche Kulturrat Berlin (und auch Nordrhein-Westfalen, wo das Geld ebenfalls ausging) vorwirft, den Bedarf falsch eingeschätzt zu haben. Er sieht vor allem sie, die Länder, in der Pflicht, ihre Künstler zu retten. Tatsächlich ist Kulturförderung Ländersache. Jetzt aber geht es um die Menschen selbst – und  dass genug Geld da sei, wurde vom Bund bisher immer betont. Also her mit Einmalzahlungen für den Lebensunterhalt von Künstlern! Frau Grütters, da müssen Sie nochmal ran. Der Länderkampf kann ja dann irgendwann später mal ausgefochten werden.