
Berlin-Künstler, zuhauf gerade in Berlin, wissen sich meist anders zu wehren gegen Gentrifizierung als andere wütende Bürger. Künstler verwandeln ihre Empörung mit lustvollem Zorn oder provokanter Gelassenheit in Bilder, Installationen, Objekte. Das ist gerade jetzt mal wieder zu sehen im Maschinenhaus und Sudhaus des Neuköllner Kindl-Zentrums für zeitgenössische Kunst.
Dort bekommt gerade das über Jahre beliebte, aber vertriebene Stadtprojekt Kosmetiksalon Babette für mehr als zwei Wochen Kunst-Asyl. Was man sieht, verhandelt so bildstark wie ironisch den Begriff Schönheit im Kunstbetrieb nicht als verwertbare Kategorie, sondern als Experiment, als Statement zur heutigen Gesellschaft, zur Ökonomie und zum Umgang mit knappen Ressourcen. Beteiligt sind all jene Bildkünstler, die über Jahre an den spontanen, immer magnetischen Short-Cut-Ausstellungen in der angesagten Bar in der Karl-Marx-Allee beteiligt waren. Dies waren, um nur einige zu nennen, Mathilde ter Heijne, Norbert Bisky, Via Lewandowsky, Martin Eder, Frank Nitsche.
Meistgelesene Artikel
Weggentrifiziert
Bis Sommer 2018 war die Bar Babette, nach dem gläsernen Pavillon-Kosmetiksalon aus DDR-Zeiten an der Karl-Marx-Allee benannt, vom Besitzer des angrenzenden Café Moskau, dem Großinvestor Nicolas Berggruen (er setzte Karstadt in den Sand!) mürrisch geduldet. Dann musste der kunstaffine Pächter raus aus dem teuren Event-Ensemble. Der Treff für unkonventionelle Aktionen und intensive Debatten über Sinn und Zweck der Kunst in Zeiten der Gen- trifizierung und der Renditejagd – bei einem für Berliner Bars ausgesprochen günstigen Kaltgetränk – war Geschichte. Wieder ein Ort weg, der so nicht wiederkommt.
Im Sommer 2019 eröffnet die Bar Babette zwar neu, jedoch als Teil der Eventlocation Café Moskau. Für ein sehr anderes Publikum: schicki micki. Die vorherigen Stammgäste, die Künstler, wurden da seither nicht mehr gesehen. Die sind jetzt mit ihren Bildern, Zeichnungen, Collagen – und ihrer Diskutierlust – auf Zeit im Kindl-Zentrum anzutreffen.
How beautiful you are! Bis 8. März, am Sudhaus 3 in Neukölln, Mi–So 12–18 Uhr