Auf der Art Biesenthal wurde ein Kunstwerk böswillig zerstört
Mit der Kunst aufs Land? In diesem Fall macht’s leider keine Freude. Welche aggressiven Banausen stört diese Freiluft-Sommerausstellung?

Das Städtchen Biesenthal nördlich von Berlin lockt nicht nur mit seinem schönen alten Stadtkern und der umliegenden märkischen Landschaft. Bis Ende August findet hier zudem die Art Biesenthal statt. Natur plus Kunst.
Aber nun sind acht von neun aufblasbaren weißen Kunststoff-Skulpturen der „Bycatch“-Serie von Daniel Hölzl und Abie Franklin in einer der letzten Nächte böswillig zerstochen worden, mit einer scharfen Klinge regelrecht aufgeschlitzt. Jetzt liegen da nur noch die riesigen Fetzen auf der Wiese.
Wem waren diese lustigen popartigen Wellenbrecher-Formen – an der Küste findet man sie aus Beton gegossen, wo sie als dankbare Abwehr gegen die oft wilde See dienen – ein Dorn im Auge? Wieso lösen die harmlosen Gebilde derartige Aggressionen aus? Wer ist ein derartiger Hasser moderner Kunst? Oder welcher Puritaner oder Evangelikale hat in den schwellenden Formen gar den Körper einer Frau gesehen, wofür man ihm ja einige Fantasie attestieren müsste?
Schwer zu glauben, dass es sich „nur“ um einen dummen Bubenstreich handelt: Der Sachschaden beträgt 50.000 Euro. Die Künstler Daniel Hölzl und Abie Franklin sind entsetzt und frustriert. Sie sagen zu der Attacke: „In unserem Projekt ‚Bycatch‘, welches in Zukunft noch zahlreiche Orte dieser Welt besuchen sollte, geht es unter anderem genau darum, eine Grenze zu überschreiten oder diese aufzuheben. Wir haben die Installation so gebaut, dass sie sich am Wasser sowie auch am Land an ihre Umgebung anpassen kann. Nun sind wir schockiert, dass hier in Biesenthal der Hass eines (oder mehrerer) Menschen gegen das ihm Fremde so groß war, um erneut Grenzen aufzubauen.“

Dabei sollte die Installation, wie alle anderen Werke bei diesem Kunstereignis auf dem Land, ein Angebot zur Entschleunigung sein, wie Tjioe Meyer Hecken, Kurator der Art Biesenthal es ausdrückt. Begeistert haben namhafte internationale Künstler mitgemacht. Neben Hölzl und Franklin auch Simon Heijdens, Julian Charriere, Julius von Bismarck, Andreas Greiner, Quayola, Olivia Steele, Jakob Kukula, Halveig Villand, Aiken Cura, Acte, Lucija Krizmann, Nils Blau, Jakob Kudsk Steensen, Eike Koenig und Martin Nothhelfer.
Wer immer das getan hat, er hat sein Ziel nicht erreicht: Künstler werden nicht aufhören, mit ihren Arbeiten außerhalb der Galerien und Museen eben gerade auch aufs Land zu gehen, wo sonst selten was Kulturelles los ist, wo die Kunst im Freien, in der Natur bei Sonne und Wolken, Wind und Wetter ganz anderes erlebt werden kann als in den hehren Tempeln. Die Ausstellung der Art Biesenthal geht weiter, ist noch bis zum 27. August 2022 zu sehen und hat immer sonnabends und sonntags geöffnet. Es wird daran gearbeitet, die zerstörten Arbeiten zu reparieren.