Der Aufsichtsrat der Documenta wird sich mit den Antisemitismus-Vorwürfen gegen die Weltkunstschau auseinandersetzen. „Wichtig ist jetzt, dass wir uns auch im Aufsichtsrat der Documenta rasch mit diesem Thema befassen, und ich bin zuversichtlich, dass wir hier zu guten Beschlüssen kommen werden“, teilte Hessens Kunstministerin Angela Dorn auf Anfrage der dpa am Montag mit. Zuvor hatte es auf Anregung von Kulturstaatsministerin Claudia Roth Beratungen mit den Trägern der Documenta, dem Bundesland Hessen und der Stadt Kassel gegeben.
Ein Kasseler Aktionsbündnis gegen Antisemitismus hatte dem für die künstlerische Gestaltung der Documenta 15 verantwortlichen indonesischen Kollektiv ruangrupa vorgeworfen, dass zur Documenta Organisationen eingebunden seien, die den kulturellen Boykott Israels unterstützten oder antisemitisch seien. Insbesondere richtet sich der Vorwurf gegen eine palästinensische Gruppe aus Ramallah. Mehrere Medien hatten die Vorwürfe aufgegriffen.
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Hinter den Kulissen herrscht seither Hochalarm. Ministerin Dorn, die auch stellvertretende Vorsitzende des Documenta-Aufsichtsrates ist, teilte mit, die Runde am Montag habe noch einmal gezeigt, dass alle an einem Strang zögen und sich ihrer Verantwortung bewusst seien. „Für uns gilt gemeinsam, dass die Kunstfreiheit ein hohes Gut ist und ein zentraler Bestandteil unserer demokratischen Gesellschaft. Das gilt auch und gerade dann, wenn sie den politischen Diskurs berührt.“
Bisher nur vage Vorwürfe
Was man so sagt, wenn die Lage noch weitgehend undurchsichtig ist. Tatsächlich waren die Vorwürfe bislang noch sehr vage. Sie richteten sich zudem nicht gegen ruangrupa selbst, sondern gegen eine von dem Kuratorenteam beauftragte palästinensische Organisation. Und auch dabei vor allem gegen die Bezugnahme auf einen antisemitischen palästinensischen Nationalisten.
Bis zum Wochenende soll es nun eine Sondersitzung des Documenta-Aufsichtsrates geben. Ziel sei es, nicht in den Freiraum der Kunst einzugreifen. Gleichzeitig soll während der Documenta eine als notwendig bezeichnete erinnerungspolitische Diskussion geführt werden. Dafür sei auch an Unterstützung von außen – etwa durch bei dem Thema international erfahrene Persönlichkeiten – gedacht.
Mit Diskurshygiene allein wird man die Angelegenheit jedoch kaum lösen können, zumindest dann nicht, wenn die Vorwürfe konkreter werden. (mit dpa)