Evas Lächeln und ein verführerischer Salatkopf

Eine unterhaltsame Zwiesprache von Bildhauerei und Malerei in der Galerie Helle Coppi.

Robert Metzkes: „Mädchen mit Wollmütze“, 2021, Terrakotta, engobiert
Robert Metzkes: „Mädchen mit Wollmütze“, 2021, Terrakotta, engobiertGalerie Helle Coppi/Bernd Borch

Nichts von Trübsal, kein Pandemie-Blues. Die Ausstellung der Mitte-Galerie Helle Coppi will das geimpfte oder getestete Publikum ein bisschen schmunzeln lassen hinter der Maske. Der Berliner Bildhauer Robert Metzkes hat für seine Schau „Bohei“ Maskeraden-Gruppen aufgestellt, geformt nach Zeichnungen seiner Mutter, der Künstlerin Elrid Metzkes. Die Gemengelage aller menschlichen Stimmungen und Gefühle, Lachen und Weinen sind in den farbigen Ton gebrannt. Und er hat seine Terrakotta-Mädchen und -Frauen in den Raum gestellt, bemalt wie einst die antiken Skulpturen, lebensgroß oder als Büsten auf Sockeln. Sie sind schön und selbstbewusst. Auf den ersten Blick wirken sie ernst, auf den zweiten lächeln sie, zumindest ganz leicht.

Es ist unübersehbar. Der Künstler verehrt das Eva-Geschlecht. Vielleicht nur flüchtig beobachtet. Wie das „Mädchen mit Wollmütze“. Für den Bildhauer sind es Erinnerungen ans Geschaute. „Ich folge den Bögen der Augenbrauen, der Muschelform des Ohres, dem Zeltdach der Nase und wundere mich gelegentlich, dass diese Spur mich von meinem Erlebnis auch entfernt. Die Anatomie der Details ist nur ein kleiner Aspekt dieses Erlebnisses. Die physische Konstruktion ist ein bewegliches Vehikel, auch ohne den Einsatz von Mimik verändern sich die Flächen eines Gesichts. Freude und Kummer finden auf den Wangen ihren Widerhall. Ein Lächeln verkürzt die Oberlippe, ein Lachen senkt vielleicht sogar die Nasenspitze.“ Robert Metzkes modelliert diese „Wesen“ aus ein bis zwei Zentimeter dicken Tonplatten: Biegen, Wölben, Drücken, Zusammensetzen. Aus der Erinnerung und mit dem „plastischen Sehen“, das den Natureindruck abstrahiert.

Michael Lauterjung: „Radicchio“, 2021, Acryl, Lack, Lw., Öl auf Holz.
Michael Lauterjung: „Radicchio“, 2021, Acryl, Lack, Lw., Öl auf Holz.Galerie Helle Coppi/Michael Lauterjung

Auch der Maler Michael Lauterjung zaubert uns ein Lächeln unter den Mund-Nasenschutz. Und kitzelt den Appetit angesichts seiner von feinen Horizontalstreifen überzogenen Bildgründen. Auf denen schweben pralle Früchte – „Kleine Freuden“, wie er die Motive nennt, die man gerne vernaschen würde. Die Kirschen und Birnen wären nicht schlecht. Bei der Chili-Schote wäre ich vorsichtig. Aber der über die Bildfläche gleitende Radicchio-Kopf ist ein knackiges Salat-Versprechen. Lauterjung spielt mit dem Stillleben-Genre, führt jedoch nicht klassische Vergänglichkeit vor, keine melancholische „nature morte“. Ihm gelingt die täuschende Verführung. Illusionismus paart er so raffiniert wie witzig mit Informellem.

Galerie Helle Coppi, Auguststr. 83. Bis 24. Februar, Mi–Sa 13–18 Uhr.