„Kunsthalle Berlin“: Auferstehung einer Totgesagten?
Im einstigen Flughafen Tempelhof firmiert die „Kunsthalle Berlin“. Betreiber ist eine private Bonner Stiftung.

Es ist noch nicht Ostern. Und doch haben wir es angeblich mit einer Auferstehung zu tun. Hat Berlin nun wieder eine Kunsthalle? Auch wenn sie der Stadt gar nicht gehört? Letzten Sommer, als in einem Hangar des Flughafens Tempelhof die derzeit in Moskau Furore machende Kunstschau „Diversity United“ startete, war nur von einer „temporären“ Kunsthalle die Rede. Wir amüsierten uns über die ironische Anspielung.
Ermöglicht hatte den Auftritt die Stiftung für Kunst und Kultur e.V. Bonn, sprich deren Vorsitzender, der Kulturmanager Walter Smerling. Nun, mitten in unserer coronabedingten Kultur-Depression, lädt die gut geölte PR-Maschinerie der privaten Stiftung in ihre „Kunsthalle Berlin“ – zu einer Schau des französischen Bildhauers Bernar Venet. Der überwältigte mit seiner abstrakten Stahlkunst, die sehr an Richard Serra denken lässt, zuletzt vor allem die Chinesen.
Die Hangars 2 und 3 sind demnach ab kommendem Wochenende das, was die Stadt nach dem Mauerfall einbüßte und auch der einstige Regierende Klaus Wowereit trotz seiner Kampagne 2010 nicht wiederbeschaffen konnte: eine Kunsthalle. Es gab viel Streit ihretwegen. 1977 in der City West gegründet, wurde sie 1993 wegen Berlins Geldnot ersatzlos geschlossen. Seither verlangt ein Teil der Kulturszene nach einer neuen staatlich finanzierten Kunsthalle. Andere meinen: Brauchen wir nicht!
Sollte nun Euphorie oder auch Empörung gegen den Einzug der Bonner in eine vorgebliche Filet-Immobilie aufkommen, muss Berlins Kultursenatsverwaltung dies gehörig dämpfen. Die senatseigene Tempelhof GmbH hat beide Hangars für maximal 2 bis 3 Jahre vermietet. Diese Hallen in einem der berühmtesten deutschen Baudenkmale wie die gesamten Flughafengebäude sind sanierungsbedürftig, nach Auskunft der Senatskulturverwaltung so stark, dass Berlin selbst sich darin keine Ausstellungen leisten könnte. Allein die Betriebskosten, Heizung, provisorische Bausicherung usw. würden gut 100.000 Euro im Monat verschlingen.
So wird also nichts aus der Kunsthallen-Idee. Die Bonner Stiftung hingegen bringt die Finanzen auf und kann auf Spenden bauen, um die 8000 Quadratmeter mit einer Infrastruktur, die man lieber mit „Sie“ ansprechen sollte, publikumsmagnetisch zu bespielen. Der Name „Kunsthalle Berlin“ prangt da als Versprechen. Vielleicht geht der Coup ja auch ’ne Nummer kleiner. Wie wärs mit Kunsthalle Tempelhof?