Neueröffnung des Kollwitz-Museums im Schloss Charlottenburg

Das Käthe-Kollwitz-Museum öffnet an neuem Standort im Schloss Charlottenburg mit erweiterten Ausstellungen.

Das neue Käthe-Kollwitz-Museum im Schloss Charlottenburg.
Das neue Käthe-Kollwitz-Museum im Schloss Charlottenburg.Käthe-Kollwitz-Museum Berlin

Nach 36 Jahren hat das Käthe-Kollwitz-Museum seinen Gründungsstandort Fasanenstraße am Kudamm verlassen und ist in das Schloss Charlottenburg umgezogen. Nach dem 2020 geschlossenen Mietvertrag hat die Ausstellung nun am neuen Standort geöffnet. 

Die bereits zu Lebzeiten während des 20. Jahrhunderts weltbekannte Käthe Kollwitz war eine deutsche Grafikerin und Bildhauerin, die sich in erster Linie stets als Künstlerin verstand. Ihre Werke hatten schon damals immer einen gesellschaftskritischen Hintergrund, sie positionierte sich gegen Gewalt und Krieg. Mit ihrem expressionistischen Werk „Nie wieder Krieg!“ aus dem Jahr 1924 liegt sie heute aktueller denn je. Durch die Identifikation mit solchen Werken hofft das Museum auf zahlreiche Besucher.

Künstlerin ungeschönt abbilden

Die leitende Museumsdirektorin Josephine Gabler möchte Käthe Kollwitz in den neuen Ausstellungsräumen im Erdgeschoss des alten Theaterbaus so zeigen, wie sie sich selbst immer zeichnete – ungeschönt. In Tagebucheinträgen fragte sich Kollwitz häufig, ob ihre Werke den Ansprüchen der Kunst genügten.

Unter dem Motto eines bekannten Kollwitz-Zitates „Aber Kunst ist es doch“ sieht man die Entwicklungen der Künstlerin, die sich stets so lange mit einem Werk beschäftigte, bis es ihren eigenen Ansprüchen genügte. Die neuen, rund 300 Quadratmeter großen Ausstellungsräume bieten Platz, um verschiedene grafische Zyklen der Künstlerin zu integrieren. Mit circa 100 Werken bietet der neue Standort einen umfassenden Einblick in ihr Werk.

Die ebenerdigen Räumlichkeiten bieten die Möglichkeit, sich umfassend mit ihrer Kunst zu beschäftigen. „Wenn Kunstwerke in nur einem großen Raum ausgestellt sind statt in mehreren Etagen, kann der Besucher das Ausgestellte viel offener wirken lassen und auch mal vor- und zurückgehen“, erläutert Gabler. Die Museumsdirektorin möchte am neuen Standort einen spielerischen Umgang mit Käthe Kollwitz’ Werken ermöglichen.

Weitere Vorteile gegenüber des alten Standorts seien die geplante Klimatisierung, die essenziell für die Kunstwerke sei, sowie die Lichtgestaltung des Ausstellungsraumes, die mit einem Lichtdesigner konzipiert wurde. Josephine Gabler erklärt, dass das geholfen habe, die Ausstellung optisch neu zu arrangieren.

Ab 2024 weitere Ausstellungen geplant

Der Standort im Schloss Charlottenburg liegt zwar etwas weiter außerhalb als zuvor, aber bietet dafür viele neue Möglichkeiten. Der Vorsitzende des Trägervereins des Museums, der frühere Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen, argumentiert, dass es im Westen eine ganze Auswahl wertvoller Kulturgüter gebe und sich das Kollwitz-Museum optimal einreihe. Außerdem habe der Standort erheblich bessere Ausgangsbedingungen. „Wir sind sehr dankbar für den Umzug und insbesondere die Baumaßnahmen“, so Diepgen.

Bereits 2024 solle die Ausstellung erweitert werden. Bei der jetzigen Eröffnung handelt es sich nur um einen von zwei geplanten Bauabschnitten. Im zweiten Bauabschnitt soll die Kollwitz-Ausstellung in den gesamten ersten Stock des Gebäudes umziehen. Dafür würde das Museum erneut für einen kurzen Zeitraum schließen. Diepgen betont, dass man der „Berliner Käthe“ einen angemessenen Ort schaffen wolle.

Zusätzlich dazu möchte Museumsdirektorin Gabler in weiteren Ausstellungsräumen des ersten Obergeschosses jungen Künstlern die Möglichkeit geben, ihre Kunst zu präsentieren. „Dabei ist mir hauptsächlich wichtig, dass deren Art zu arbeiten der von Käthe ähnelt“, so Gabler.

Der Trägerverein blickt optimistisch in die Zukunft. In der Fasanenstraße besuchten jährlich rund 30.000 Menschen das Museum. Der zentrale Standort zog viele Touristen und Gäste aus Übersee an. Vor allem mit der neuen Ausstellung ab 2024 möchte man auch viele Berliner anziehen. Die aktuelle Identifikation mit Käthe Kollwitz’ gesellschaftskritischen Werken könne als Chance gesehen werden, auch junge Menschen zu einem Besuch des Museums zu bewegen. „Natürlich könnte man sich das alles auch auf dem Handy anschauen. Aber vor einem Werk zu stehen, ist dann doch noch mal etwas ganz anderes“, sagt Gabler.