Lars Eidinger äußert sich nach Kritik an offenem Brief: Ich würde nicht schießen

In einem offenen Brief haben Künstler wie Lars Eidinger Bundeskanzler Olaf Scholz für sein Zaudern gelobt. Nun äußert sich Lars Eidinger erneut.

Lars Eidinger
Lars EidingerAP

Der offene Brief, der die zaudernde Haltung von Bundeskanzler Olaf Scholz in der Frage von Waffenlieferungen an der Ukraine unterstützt, vor einem Dritten Weltkrieg und einer Eskalationsspirale warnt und von 28 Intellektuellen wie Lars Eidinger und Svenja Flaßpöhler unterzeichnet wurde, hat im Netz für eine Kontroverse gesorgt. Gag-Schreiber Peter Wittkamp und andere Prominente und Intellektuelle kritisierten den Brief. Auch Lars Eidinger wurde kritisiert. Jetzt hat sich der Schauspieler bei Instagram mit einer Reaktion gemeldet und dargelegt, warum er den Brief unterschrieben hat.

Bei Instagram veröffentlichte er folgenden Post auf Englisch: „First of all I have to admit as an artist I shouldn’t do politics, this is what we vote representatives for and this is why this open letter went out to our chancellor Olaf Scholz. As an eighteen year old man I refused the so called service with the weapon in front of a jury oft he German military, the so called ‚Bundeswehr‘. The essential question I had to answer was, when one of my beloved ones is threatened with a gun and I had the chance to kill the aggressor – how would I react? My answer was: I would not shoot, to not serve the spiral of aggression. I still believe in this ideal today, although it might sound like an utopia. Especially now, facing the utmost brutality the Russian government is exercising through its army in Ukraine. The shocking murder and cruelity we are witnessing today.“

Auf Deutsch: „Zunächst einmal muss ich zugeben, dass ich als Künstler nicht über Politik sprechen sollte. Dafür wählen wir Abgeordnete und deshalb ging dieser offene Brief an unseren Bundeskanzler Olaf Scholz. Als Achtzehnjähriger verweigerte ich den sogenannten Dienst mit der Waffe vor einem Gericht der sogenannten ‚Bundeswehr‘. Die wesentliche Frage, die ich beantworten musste, war: Wenn einer meiner Lieben mit einer Waffe bedroht werden würde und ich die Chance hätte, den Angreifer zu töten – wie würde ich reagieren? Meine Antwort war: ‚Ich würde nicht schießen, um die Aggressionsspirale nicht anzukurbeln.‘ An dieses Ideal glaube ich noch heute, auch wenn es wie eine Utopie klingen mag. Besonders jetzt, wo die russische Regierung mit ihrer Armee in der Ukraine mit äußerster Brutalität vorgeht, angesichts des schockierenden Mordens und der Grausamkeit, die wir heute erleben.“

Auch dieser Post provozierte Kritik. Der Grünen-Politiker und EU-Abgeordnete Erik Markquardt reagierte mit den Worten: „Ich sehe die Eskalationsspirale eher, wenn die Ukraine nicht befähigt wird, sich gegen diesen Angriffskrieg zu verteidigen. Diese Verteidigung gegen einen mörderischen Aggressor ist nicht einfach ein ‚Krieg‘, der aufhören muss, sondern die Verhinderung von Gräueltaten, Diktatur und vielleicht auch Faschismus. Es ist leider allein Russlands Entscheidung, diesen Krieg zu beenden und es sieht so aus, als wäre der notwendige Rückzug der russischen Truppen und ein Ende des Angriffskriegs eben nur zu erreichen, wenn dieser Angriffskrieg militärisch nicht erfolgreich ist. Leider sind sich alle einig, dass Sanktionen alleine nicht ausreichen, um die Russen zum Rückzug zu bewegen, sie müssen militärisch aufgehalten werden. Dass das eigentlich alle Betroffenen so sehen, ist vielleicht auch kein Zeichen einer Kriegseuphorie, sondern der nüchterne Blick auf die Realität in ihrer Heimat.“