Liebäugelt Springer mit Sport1?
Der TV-Sender Sport1 gilt zwar als defizitär, würde aber sehr gut in das Portfolio von Axel Springer passen. Er ist wohl auch nicht sonderlich teuer. Ein Sport1-Sprecher will von einem bevorstehenden Verkauf aber nichts wissen.

Berlin-Hört man den Namen Sport1, denkt man an „Doppelpass“. Kein anderes Format steht so sehr für den TV-Sender aus Ismaning bei München wie die sonntägliche Fußball-Talkshow, die seit 1995 läuft. Ansonsten gibt es Zweitliga-Fußball, ein paar DFB-Pokalspiele, Randsportarten wie Darts und Poker sowie Doku-Soaps bis hin zu den berüchtigten „Sexy Clips“, die rein gar nichts mit Sport zu tun haben.
Mit dieser Mixtur erreicht der Sender einen Marktanteil von 0,5 Prozent. Er gilt als defizitär. Dass seine Muttergesellschaft, die Sport1 Medien AG 2019 bei Umsätzen von 111,7 Millionen Euro einen Verlust von 7,7 Millionen Euro machte, dürfte auch an dem unprofitablen Sportkanal liegen.
Die Sport1 Medien AG ist eines von drei Geschäftsfeldern des Schweizer Medienkonzerns Highlight Communications. Es ist das einzige, das rote Zahlen schreibt. Insofern sind Gerüchte, der Sportsender stehe zum Verkauf, nicht überraschend. Bereits zweimal versuchten seine Gesellschafter, zu denen bis 2017 auch der Medienmanager Dieter Hahn gehörte, den Kanal komplett oder in Teilen zu verkaufen – einmal an die Pay-TV-Plattform Sky, ein anderes Mal an das Medienhaus Axel Springer. Beide Male misslang der Deal.
Nun soll abermals Springer Interesse an Sport1 haben. Das Online-Angebot des Senders wird bereits von der Springer-Tochter Media Impact vermarktet. Sportberichterstattung ist für Springers Bild und ihren Ableger Bild TV von zentraler Bedeutung. Gerade erst hat Springer Übertragungsrechte an Zusammenfassungen der Spiele der Fußball-Bundesliga erworben. Und dann ist da noch die Personalie Frank Hoffmann: Der einstige RTL-Chef wird spätestens Ende 2020 Geschäftsführer von Springers WeltN24 GmbH, zu der die Spartensender Welt, N24 Doku sowie die Produktionsgesellschaft MAZ & More gehören. Dass diese Aufgabe den Mann auslastet, der knapp sechs Jahre dem größten deutschen Privatsender vorstand, glaubt in der Branche keiner.
Angesprochen auf eine mögliche Sport1-Übernahme, sagt ein Springer-Sprecher, man kommentiere Marktspekulationen grundsätzlich nicht. Eine Sprecherin von Highlight Communications erklärt, ihrem Haus sei von Gesprächen mit Springer über den Sender „nichts bekannt“. Und ein Sprecher der Sport1 Medien AG sagt: „Diese Gerüchte entbehren jeder Grundlage.“
Es gibt viele Quellen, sowohl im Springer- als auch im Sport1-Umfeld, die das Gegenteil behaupten. Nicht auszuschließen ist, dass die Gespräche zu nichts führten, wie schon 2017. Dem Vernehmen nach sollte Springer damals 85 Millionen Euro für Sport1 zahlen. Der Deal scheiterte offenbar daran, dass die damaligen Gesellschafter des Senders – Hahn und Highlight Communications – sich zerstritten. Dieses Problem gibt es nun nicht. Zudem soll der Preis nicht mal halb so hoch sein wie damals. Dafür ist die als profitabel geltende Produktionsgesellschaft Plazamedia, die auch zur Sport1 Medien gehört, wohl nicht Teil des Deals.