Zwei Hashtags bringen die Stimmung in der Kulturszene von Leipzig in dieser Woche auf den Punkt: #leipzigliesttrotzdem und #leipzigliestweiter. Unter diesen Schlagworten wird im Internet für Lesungen und Diskussionsrunden getrommelt. Auf eigene Faust haben Verlage und Kulturschaffende Lesefestivals als Alternative zur erneut abgesagten Leipziger Buchmesse aus dem Boden gestampft.
Die Botschaft ist eindeutig: Die große Messe ist – zum dritten Mal nacheinander und hauptsächlich wegen des Rückzugs großer Verlage – abgesagt, aber die Buchbranche will auf ihr Frühlingstreffen nicht verzichten.
„Buchmesse_popup“ und „weiter:lesen22“ heißen zwei Festivals, die an den Tagen der abgesagten Messe Autoren und Publikum zusammenbringen wollen. Dazu kommen Lesungen an weiteren Orten. „Für uns war nach der Absage der Buchmesse irgendwie klar, dass Leipzig und Literatur zusammengehören“, sagt Susanne Tenzler-Heusler, Sprecherin des „weiter:lesen“-Festivals. „Die Frühjahrsbücher sind fertig und suchen ihr Publikum.“
Rund 60 Autorinnen und Autoren aus sieben Ländern sollen bei dem zweitägigen Lesefest mitmachen. Finanziert wird das Ganze über Eintrittsgelder, Sponsoren und Spenden. Bei der „buchmesse_popup“ machen mehr als 60 Verlage mit. Im Literaturhaus Leipzig werden rund 50 Autorinnen und Autoren zu Gast sein. Dort präsentiert sich auch Portugal, das Gastland, das am Ende ohne Buchmesse bleiben wird.
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Für Messe-Direktor Oliver Zille sind die Veranstaltungen ein wichtiges Signal, dass die Buch- und Medienbranche ein Literaturtreffen in Leipzig braucht und will. „All die Initiativen hätte man ja auch an anderen Orten stattfinden lassen können. Aber die Organisatoren der „buchmesse_popup“ zum Beispiel haben sich ganz bewusst für Leipzig entschieden“, sagt Zille.
Nach der Absage waren Debatten ausgebrochen, Vorwürfe wurden erhoben: Große westdeutsche Verlagsgruppen hätten die Messe zur Absage gezwungen, hieß es in einer Petition, die Autorinnen und Autoren wie Simone Buchholz, Anke Stelling oder Bov Bjerg unterzeichnet hatten. Die Verlage versicherten, dass allein der Gesundheitsschutz bei der Entscheidung im Vordergrund gestanden habe und man auch in Zukunft auf die Leipziger Buchmesse setze. Trotzdem stehen nun drei Absagen nacheinander zu Buche – und damit die Frage nach der Zukunft großer Präsenzmessen. (dpa)