Es war nicht alles schlecht. Wenn im Rückblick über angenehme Aspekte des Lebens in der DDR gesprochen wird, fällt den Rednern das Wort „Leseland“ sicher nicht zuerst ein. Doch irgendwo nach den Kindergartenplätzen oder Polikliniken mag auftauchen, dass man sich damals mehr für Literatur interessierte. Nur die langweiligen Zeitungen erschienen in ausreichender Auflage und das Internet gab es bekanntlich noch nicht. Es hat sich sogar noch in den ersten Jahren nach der deutschen Vereinigung in Umfragen gezeigt, dass mehr Leute im Osten als im Westen regelmäßig Bücher lasen. Inzwischen hat sich die Lesebegeisterung auf niedrigerem Niveau angeglichen. Eine Ausstellung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur widmet sich jetzt dem Mythos vom „Leseland DDR“.
„Leseland DDR“: Eine schmerzliche Liebesgeschichte
Die Leidenschaft der DDR-Bürger für Bücher ist belegt. Wie viel ihnen verwehrt blieb, auch. Eine Ausstellung versucht einen Rundblick über ein großes Thema.

Ein Bild aus der Ausstellung: In einer Kleingartenanlage in Pankow ist eine Rentnerin 1986 in die Lektüre des Buches „... stärke deine Brüder“ von Papst Johannes Paul II. vertieft, das 1982 im katholischen St. Benno Verlag in Leipzig erschienen war.Günter Bersch/Bundesstiftung Aufarbeitung