Die besten Krimis im September: Der Buchhändler vom Hammett empfiehlt

Wie es in Berlin um 1930 aussah, was der Anwalt Joachim Vernau treibt und wie in Kanada Öl gewonnen wird: Christian Koch beantwortet die Bücherfrage der Woche.

Christian Koch vor seinem Geschäft in der Friesenstraße, Ecke Marheinekeplatz in Kreuzberg.
Christian Koch vor seinem Geschäft in der Friesenstraße, Ecke Marheinekeplatz in Kreuzberg.Volkmar Otto

Die Krimibuchhandlung Hammett in Kreuzberg am Marheinekeplatz stimmt ihre Kunden auf einen spannenden Bücherherbst ein. 271 Krimis und Thriller aus 104 Verlagen erscheinen in den kommenden Wochen und Monaten, heißt es auf der Website. Das ist Grund genug, den Inhaber anzurufen und zu fragen: Herr Koch, welche drei Bücher legen Sie uns jetzt besonders ans Herz?

Christian Koch: Am meisten freue ich mich auf ein Buch einer deutschen Autorin, Frauke Buchholz, nicht zu verwechseln mit ihrer berühmten Kollegin Simone Buchholz, die ich auch sehr schätze. Leider dauert es noch bis Ende des Monats, bis „Blutrodeo“ herauskommt. Es ist ihr zweiter Roman, ich habe ihn vorab lesen können, auch weil ihr erster ein großer Erfolg bei uns im Hammett war. Er spielt in Kanada, hat ein hochaktuelles Thema: die Energiegewinnung. Es geht um den Ölsand, dessen Förderung verbrannte Landstriche hinterlässt.

Die Vernau-Serie geht weiter

Vor zwei Wochen erschienen ist das Buch der Berlinerin, Elisabeth Herrmann. Das ist eine sehr populäre Autorin, die eigenständige Romane schreibt und auch Serien. „Düstersee“ ist der siebente Band einer Reihe um den Anwalt Joachim Vernau, die bereits in mehreren Teilen vom ZDF verfilmt wurde. Es ist in unserer eigenen Bestsellerliste sofort auf Platz 1 eingestiegen.

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Der Krimi spielt in Berlin und im Umland, Vernau begibt sich zu einer Gemeinschaft mit eigenen Regeln, einer selbst ernannten Freiheitsbewegung. Das sind Leute, die unzufrieden sind mit den Verhältnissen im Land, mit der Regierung, ähnlich wie die Reichsbürger oder jene, von denen während der Pandemie einiges zu hören war. Da merkt man, dass Elisabeth Herrmann früher Journalistin war: Sie greift gern Themen auf, die in der Debatte sind.

Berlin anno 1931

Unbedingt hinweisen möchte ich Sie auf ein Buch aus einem kleinen Berliner Verlag, Jaron, der auf Berlin-Literatur spezialisiert ist: „Detektiv Kranich“ von Arno Alexander. Es ist 1931 zum ersten Mal erschienen, ein Roman, der in dieser Zeit geschrieben wurde und in dieser Zeit auch spielt. Und das merkt man, das springt Ihnen förmlich aus den Seiten entgegen. Volker Kutscher und andere graben sich in die Archive, um die Atmosphäre von damals zu erspüren; Arno Alexander musste sie einfach nur einfangen – er konnte das wirklich gut. Es ist ein großes Lesevergnügen, ein lockerer, leicht humoriger Kriminalroman, der sich für ganz viele Leserinnen und Leser eignet, das müssen keine Krimifans sein.