Auch wenn in Berlin die Ferien vorbei sind, haben wir noch Sommer, der verlockt, am See oder auf dem Balkon zu lesen. Die Bücherfrage der Woche geht an Magda Birkmann, Buchhändlerin bei Ocelot Berlin, die regelmäßig einen Newsletter über ihr Leserinnen-Leben herausbringt: Welche drei Bücher empfehlen Sie für die nächsten Tage und Wochen?
Ich interessiere mich immer sehr für Wiederentdeckungen von Autorinnen, deren Bücher schon lange nicht mehr zu haben waren. Das Buch, das ich in diesem Sommer am meisten anpreise, ist „Bär“ von Marian Engel, in der Übersetzung von Gabriele Brößke im btb-Verlag erschienen. Das ist ein kanadischer Kult-Klassiker aus den Siebzigern, ein Skandalroman eigentlich. Den habe ich praktisch allen Leuten in meinem Umfeld ans Herz gelegt. Die Archivarin Lou, die bisher eine maulwurfartige Existenz führte, kommt auf eine einsame Insel mit dem Auftrag, eine Bibliothek in einem alten Herrenhaus zu katalogisieren. Zu ihren Aufgaben gehört auch, sich um einen halb zahmen Bären zu kümmern. In diesem Sommer findet sie mit der Arbeit und mit dem Bären zu sich selbst und entdeckt eine neue Perspektive auf ihr Leben.
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Mein liebster Sommer-Liebesroman ist vor zwei Jahren im Weidle-Verlag erstmals erschienen, obwohl der Roman 1932/33 geschrieben wurde: „Hintergrund für Liebe“ von Helen Wolff. Das ist eine wunderbar leichte Liebesgeschichte mit einem leisen politischen Hintergrund. Knapp gesagt, geht es um ein Paar, dass sich auf einer Reise nach Südfrankreich trennt. Der Frau ermöglicht das, ihren eigenen Weg zu erkennen und zum Partner zurückzufinden.
Und dann möchte ich noch ein Buch empfehlen, das am 23. August beim Ecco-Verlag herauskommt. „Die Alleinseglerin“ von Christine Wolter, Anfang der 80er-Jahre in der DDR erschienen. Auch das ist eine Geschichte weiblicher Selbstfindung in einer Art Isolation. Eine Literaturwissenschaftlerin bekommt von ihrem Vater, von dem sich entfremdet fühlt, ein Segelboot, dessen Instandhaltung viel Zeit und Geld in Anspruch nimmt. Sie muss das in ihrem Alltag unterbringen, was schwierig ist, aber sie wieder näher zu ihrem Vater bringt. Das ist ein sehr ruhiger Roman, in dem unglaublich viel steckt. Er wirkt erstaunlich aktuell, etwa in der Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Mutterschaft. Ich interessiere mich überhaupt nicht fürs Segeln, diesem Buch aber konnte ich viel abgewinnen.
Ocelot, Brunnenstraße 181