ZDF-Moderator Andreas Wunn: Was das Waschmittel Rei mit meinem Roman zu tun hat
„Saubere Zeiten“ ist ein Vater-Sohn-Roman um Erfolge, Schuld und Geheimnisse. Andreas Wunn erzählt hier, wie sein erstes Buch entstand.

In dieser Woche erscheint mit „Saubere Zeiten“ ein Roman mit vieldeutigem Titel im Aufbau-Verlag. Es ist ein Debüt – aber der Autor ist kein Unbekannter. Andreas Wunn leitet und moderiert das ZDF-„Morgenmagazin“ und das „Mittagsmagazin“ des Senders. Die Bücherfrage der Woche geht an ihn: Das öffentliche Arbeiten im Fernsehen und das stille Romanschreiben sind so unterschiedlich – wie haben Sie das hinbekommen?
Andreas Wunn: Ich habe drei Jahre an „Saubere Zeiten“ geschrieben, und das war für mich großes Vergnügen, schwere Last und grenzenlose Freiheit zugleich. Es war eine neue, persönliche und zarte Erfahrung. Und völlig anders als mein Beruf als Journalist. Im Journalismus müssen alle Fakten stimmen. In einem Roman muss nichts stimmen, aber alles muss stimmig sein. Mir eine Geschichte auszudenken, Figuren zu entwickeln, zu staunen, in welche Richtung sich die Handlung entwickelt – das war faszinierend grenzenlos. Aber es war auch einsam, hart und frustrierend, etwa wenn es mal tage- oder wochenlang nicht weiterging. Literatur kann Welten erschaffen, Figuren zum Leben erwecken, Dinge spürbar machen, wie es der Journalismus nicht kann und auch nicht muss.
Das Buch ist ein großer Vater-Sohn-Roman, es geht um das Durchbrechen von Sprachlosigkeit zwischen den Generationen, um Schuld, um ein Familiengeheimnis und um den vergeblichen Versuch, seine eigene Vergangenheit reinzuwaschen. Die Grundkonstellation des Romans ist an meine eigene Familiengeschichte angelehnt. Mein Großvater hat das Waschmittel Rei erfunden und wurde damit in den Nachkriegsjahren sehr reich. Doch bereits Mitte der 50er-Jahre ging er selbstverschuldet pleite. Die Handlung des Romans ist aber erfunden. Ich habe die Geschichte meiner Familie verwoben mit einer Geschichte um Schuld und Verdrängen, wie sie in vielen deutschen Familien hätte geschehen können oder geschehen ist.
Geschrieben habe ich nebenher. Am Wochenende, im Urlaub, an vielen Abenden. Morgens kann ich am besten schreiben – nur ging das während der Woche nicht, weil wir beim ZDF-„Morgenmagazin“ viel zu früh anfangen. Jetzt, wo der Roman erscheint, ist es für mich ein ganz seltsames Gefühl. So, als ob ich drei Jahre lang in diesem Roman gelebt hätte und gerade ausgezogen sei. Jetzt werden viele Menschen neu einziehen, das Buch kaufen und lesen. Es ist wie ein Abschied.
Buchpremiere im Gespräch mit Dunja Hayali, 15.2., 20 Uhr, Pfefferberg-Theater