Die Liebe gehört nicht nur den Jungen: Ewald Arenz und sein neuer Bestseller

Warum schreibt Ewald Arenz, ein Gymnasiallehrer aus Nürnberg, einen Bestseller nach dem anderen? Diesmal: „Die Liebe an miesen Tagen“.

Ewald Arenz hat als Schriftsteller Erfolg und arbeitet weiterhin als Lehrer am Gymnasium.
Ewald Arenz hat als Schriftsteller Erfolg und arbeitet weiterhin als Lehrer am Gymnasium.Birkefeld

Kaum ist der neue Roman von Ewald Arenz im Handel, schon rangelt er sich mit „Zwischen Welten“ von Simon Urban und Juli Zeh um den ersten Platz auf den Bestsellerlisten. „Die Liebe an miesen Tagen“ erzählt von den rarer werdenden Gelegenheiten erwachsener Menschen, sich zu verlieben – und von den Grenzen, die der Alltag ihnen dabei setzt. Bei Zeh ist man den schnellen Erfolg von ihren anderen Büchern mit Wortspielen im Titel („Unter Leuten“, „Über Menschen“) gewohnt, aber wer ist Ewald Arenz?

Er schreibt schon lange. 1994 erschien der erste Erzählungsband des 1965 geborenen Nürnberger Gymnasiallehrers, mehrere Bücher folgten, wie ja so viele Menschen Bücher veröffentlichen, ohne dass sie einem großen Publikum bekannt werden. Mit seinem Coming-of-Age-Roman „Alte Sorten“ aber traf er auf einmal einen Nerv. Das Buch ist 2019 erschienen, vielleicht brachte der Verlagswechsel von Ars Vivendi zu Dumont ihm einen neuen Schub, vielleicht eine bessere Betreuung im Lektorat, wer weiß.

Lieblingsbücher der Buchhändler

Die unabhängigen Buchhandlungen nahmen den Roman auf ihre Shortlist für den Preis als Lieblingsbuch. Der zwei Jahre später folgende „Der große Sommer“ erhielt dann tatsächlich diese Auszeichnung, wie zuvor zum Beispiel Benedict Wells’ „Vom Ende der Einsamkeit“ oder Delia Owens’ „Der Gesang der Flusskrebse“. Das heißt, landauf, landab wird der Titel in den Geschäften besonders präsentiert. Die Entscheidung dafür trifft nicht irgendeine Zentrale wie bei Thalia oder Hugendubel, sondern das Team im Laden vor Ort.

Das neueste Buch „Die Liebe an miesen Tagen“ hat also einen Popularitätsvorlauf. Wer mit diesem Roman anfängt, den Autor kennenzulernen, braucht die anderen nicht dafür. Ziemlich schnell stolpern Clara und Elias in eine Beziehung. Die Pressefotografin war gerade noch Single, der Schauspieler merkte, als er sie traf, dass er mit seiner Freundin nur noch aus Gewohnheit zusammen war. Er hat eine 18-jährige Tochter, die nicht bei ihm lebt, feiert am städtischen Theater gerade Erfolge. Clara sorgt sich zunehmend um ihre demente Mutter und den Vater, der auch nicht mehr ganz fit ist, ihr Job wackelt.

Und dann steht eine Entscheidung an. Clara findet, genug Kompromisse in ihrem Leben gemacht zu haben. „Nein, dachte sie fast wütend, nein. Die Liebe gehört nicht nur den Jungen. Die Liebe nicht und nicht die Unbedingtheit. Nicht die Liebe und nicht ihre Unbedingtheit und auch nicht das ganze, volle Glück.“ Dieses lange Zitat ist eher untypisch für das Buch, Ewald Arenz lässt gern seine Figuren umeinander tänzeln, er mag schnelle Dialoge mit Pointen. Und doch passt es, um zu zeigen, was den Roman ausmacht: der Blick auf die Bedingungen des Lebens. Der Alltag kann einen Menschen halten oder fesseln.

Ewald Arenz: Die Liebe an miesen Tagen. Roman. Dumont, Köln 2023. 382 Seiten, 24 Euro