Roman „Vater und ich“: Wir ziehen uns die Worte aus dem Mund
Dilek Güngör schickt eine junge Frau zurück zu ihrer Familie und misst den Abstand zwischen der Gastarbeitergeneration zu sich selbst.

Nachdem der Reis aufgekocht ist, spannt man ein Küchentuch über den Topf. Das fängt den Dampf. Ipek ist in ihrem Elternhaus zu Besuch, beim Vater, denn die Mutter ist verreist. Nun will sie, die Journalistin, die in Berlin ihr unabhängiges Leben führt, den alten Draht zum Vater wieder aufnehmen. Doch wie macht man das? Vielleicht beim gemeinsamen Essen. Das Küchentuch für den Reis darf nicht frisch gewaschen sein, „du willst doch nicht, dass dein Reis nach Waschmittel riecht“, klingt es in Ipeks Kopf. „Mamas Stimme sitzt in den Wänden“, schreibt Dilek Güngör. Doch der Roman, ein schmales Buch von hundert Seiten, heißt: „Vater und ich“.