DSDS für Literatur – Deutschland sucht den Superautor. Geht das?

Während in den USA am Fernsehformat „America’s Next Great Author“ gebastelt wird, kann man ja hier auch über eine Lese-Show nachdenken.

In Geschichten kann man verschwinden.
In Geschichten kann man verschwinden.imago

Die Fernsehsendung „Deutschland sucht den Superstar“ soll im kommenden Jahr zu Ende gehen. Dann ist Platz für was Neues. Man könnte ja einen besten Autor oder eine Autorin küren, einen Dichter finden, der oder die mit nur einem Auftritt ein Millionenpublikum zu überzeugen vermag. In den USA gibt es das bald. Und was Show-Formate betrifft, geben die dort ja meist die Trends vor.

Die Branchenzeitschrift Publishers Weekly berichtet dieser Tage davon. „America’s Next Great Author“ soll das Format heißen, gewidmet all jenen, die unbedingt schreiben wollen, aber keinen entsprechenden Uni-Kurs absolviert oder Beziehungen zum Verlagswesen haben. Pathetisch heißt es in der Ankündigung: „In der Reihe werden Schriftsteller der Gemeinschaften und Kulturen aus ganz Amerika vorgestellt, die ihre einzigartigen Stimmen den Lesern und der literarischen Welt näherbringen.“

Gesicht des Ganzen ist der Autor und Verleger Kwame Alexander, den man hierzulande nicht kennt, weil seine 36 Bücher nicht ins Deutsche übersetzt sind. Aber einer der drei Juroren (ja, so weit ist das Projekt schon) ist mit seinen Jugendbüchern auch bei dtv und Hanser im Programm: Jason Reynolds. Außerdem geht es ja erst mal nicht um die Zuschauer hier. Demnächst soll ein Pilotfilm produziert werden: In einminütigen Auftritten preisen die Kandidaten quer durch die USA ihre literarische Arbeit und Ideen an. Die besten sollen schließlich für einen Monat in einer Art Schreibwerkstatt zusammenkommen, wo sie etwas zu produzieren haben. Anhand der dabei entstandenen Texte wird der Sieger gekürt.

Einen Lese-Wettbewerb gibt es bereits

Ob das hilft, der Literatur, dem Erzählen von Geschichten mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen? Während Dieter Bohlens Zöglinge Albumverträge und Fernsehsendungen bekommen, die „The Voice of Germany“-Sieger auf Tournee durch deutsche Städte gehen, klopfen so viele Schreibende vergeblich bei Agenturen und Verlagen wegen Buchverträgen an.

Doch gibt es das Format der literarischen Superstarsuche für den deutschsprachigen Raum längst mit dem Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis zu Sommeranfang im österreichischen Klagenfurt. Wenn dort also nicht mehr eine halbe Stunde lang, sondern nur eine Minute gelesen würde und nicht mehr 3sat, sondern RTL übertrüge: Wäre es das? Die Frage beantwortet sich von selbst. Literatur mag Öffentlichkeit brauchen. Aber das Lesen braucht auch Zeit.