„Der literarische Hundekalender“ lässt von Katzen träumen

Woche für Woche ein Hund im Schnappschuss, dazu ein paar kluge oder banale Worte: So blättert sich der lesende Hundefreund durchs Jahr. 

Zwei Seiten aus dem Literarischen Hundekalender 2022
Zwei Seiten aus dem Literarischen Hundekalender 2022Edition Martin Gold

Die vor allem durch ihre Kriminalromane bekannt gewordene Schriftstellerin Nele Neuhaus sitzt auf einen Bank, ein Schäferhund schaut durch ihre Knie hindurch. Es ist Akela, informiert der Bildtext auf der Titelseite des „Literarischen Hundekalenders“,  und das macht Hoffnung auf die 52 Wochenblätter. Hoffnung auf Beziehungen zwischen Mensch und Tier und die passenden Worte dazu. Erst im September sagt Neuhaus etwas über Akela. 

Das erste Blatt verwirrt durch eine doppelte Zählung, wenn sich der 1. und der 8. sowie der 2. und der 9. Januar Sonnabend und Sonntag teilen müssen. Allerdings bringt auch der Text eine Enttäuschung. Ein lapidares Zitat über das Glück mit Hunden von „unbekannt“ steht dort. Und so geht es leider weiter. Gedanken über die Nützlichkeit von Tieren während der Corona-Zeit, kurzgefasste Zeitungsmeldungen, flapsige Bildunterschriften häufen sich an. „Willst du hier lang?“, heißt es etwa zu einem Sheltie, der auf einer Radwegmarkierung sitzt. „Manchmal will ich hoch hinaus“, zu einem Mischling auf einer Buhne am Meer. 

Der literarische Hundekalender 2022<br>Nele Neuhaus ist mit ihrem Hund Akela auf dem Titelbild.&nbsp;
Der literarische Hundekalender 2022
Nele Neuhaus ist mit ihrem Hund Akela auf dem Titelbild.
Edition Martin Gold
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Monika Marons „Bonnie Propeller“

Wie froh stimmt es, wenn dann doch mal ein Goethe-Zitat passt oder eine längere Passage aus Monika Marons „Bonnie Propeller“ zu finden ist. Geradezu anrührend klingt ein kleiner Dialog von Evelyn Waugh, abgedruckt unter einem freundlichen Flauschgesicht, in dem ein Herr, der sich ein Hündchen wünscht, sagt: „Lang leben soll es. Einundachtzig Jahre, oder mindestens siebenundzwanzig.“ Monate später ergänzt die Schriftstellerin Agnes Sligh Turnbull: „Das Leben von Hunden ist zu kurz. Das ist eigentlich ihr einziger Fehler.“ Das Bild dazu sieht vielversprechend aus, wenn man genau hinschaut. Doch an der Wand überm Schreibtisch wirkt es doch recht fitzelig.

Viele Seiten lassen die klare Optik des Titels vermissen. Die Fotos sind klein und unnötig grafisch umspielt. All das lässt sehnsüchtig an den „Literarischen Katzenkalender“ aus dem Verlag Schöffling & Co. denken, wo viel Sorgfalt auf die Auswahl sprechender Bilder und Zitate gelegt wird. Aber es sind eben Katzen.

Der literarische Hundekalender. Edition Martin Gold, Frankfurt am Main. 22,50 Euro