Soll man zwischen Jung und Alt und in der Literatur alles sagen dürfen?

Im Literarischen Colloquium Berlin geht es in dieser Woche um eine Standortbestimmung für die Literatur heute – erst ohne Publikum, dann mit.

Das Literarische Colloquium Berlin, Ort für öffentliche und interne Gespräche unter Autoren, Übersetzern, Literaturvermittlern.
Das Literarische Colloquium Berlin, Ort für öffentliche und interne Gespräche unter Autoren, Übersetzern, Literaturvermittlern.Schöning/Imago

Die Schlussbuchstaben des Alphabets werden im Literarischen Colloquium Berlin an den Anfang gesetzt, um zu einem internen Schriftstellertreffen einzuladen, zum Beispiel mit Joshua Groß, Yade Yasemin Önder, Ingo Schulze und Ursula Krechel. Am Freitagabend werden einige der Teilnehmer vor Publikum sprechen. Die Bücherfrage geht an Thomas Geiger vom LCB, der sich das Ganze mit ausgedacht hat: Warum bringen Sie diese Runde zusammen – und weshalb darf man erst abends ihrem Gespräch lauschen?

Thomas Geiger: Wir haben den Eindruck, dass es einen Generationsbruch zwischen den jüngeren und älteren Autorinnen und Autoren gibt. Wenn man es einfach halten will, kann man ihn so beschreiben, dass die älteren Generationen die Ansicht vertreten, in der Kunst muss und darf alles gesagt werden, alles möglich sein. Bei den jüngeren gibt es dagegen die Tendenz, dass Sprache an sich ein Medium ist, das Macht ausdrückt und man sehr vorsichtig im Umgang mit ihr sein müsse, um Verletzungen möglichst auszuschließen. Natürlich ist es alles komplizierter und vielschichtiger, doch bei unserer Arbeit sind uns recht unterschiedliche Wahrnehmungs- und Ausdrucksweisen aufgefallen, die sehr wahrscheinlich mit der Transformation der Gesellschaft zusammenhängen.

Wir haben uns gedacht, wir laden Autorinnen und Autoren der verschiedenen Altersgruppen, der unterschiedlichen sozialen oder migrantischen Hintergründe ein, um über das Schreiben zu sprechen. Das wollen wir nichtöffentlich halten, weil wir uns eine ruhige Diskussionsatmosphäre wünschen, die durch die Anwesenheit von Publikum und vor allem von Journalisten gefährdet sein könnte. Wir suchen aber das Gespräch unter Kollegen miteinander, die sich nicht gedrängt fühlen, um der Öffentlichkeit willen bestimmte Aussagen zu treffen. Man kann dann auch mal was sagen, was noch in der Denkbewegung steckt. Welche drei oder vier Autorinnen und Autoren dann am Freitagabend repräsentativ für die zuvor geführten Gespräche auf dem Podium sitzen, kann ich jetzt noch nicht sagen. Die anderen sind natürlich eingeladen dabeizubleiben – können sich also auch äußern oder gefragt werden. Es geht am Ende, also beim XYZ-Generationsgespräch darum, was Literatur leisten kann und was nicht, wie sie gesellschaftlich wirken kann oder nicht.

XYZ – Im Alphabet der Generationen, 24.3., 19.30 Uhr, Literarisches Colloquium, Am Sandwerder 5