Elisabeth Ruge, wie bringt die Berlinale Bücher zur Verfilmung?
Seit 2006 gibt es das Treffen „Books at Berlinale“, das zwei Branchen miteinander verbindet. Wir fragen eine Literaturagentin, was ihr die Teilnahme bedeutet.

Bei „Books at Berlinale“ kommen Filmleute und Buchmenschen zusammen. Grund genug, zur Berlinale eine Bücherfrage zu stellen. Sie geht an die Literaturagentin Elisabeth Ruge, die an diesem Montag eines der elf ausgewählten Bücher vertritt: Trägt diese kurze Messe-artige Begegnung der beiden Künste Film und Literatur tatsächlich Früchte?
Elisabeth Ruge: Für uns ja. So eine Veranstaltung ist ein wichtiges Forum des Austauschs. Sonst befinden wir uns viel zu oft nur in unseren jeweiligen Bubbles, die Filmleute, die Buchleute – hier kommen wir ins Gespräch. Ich war 2017 das erste Mal bei Books at Berlinale mit dem Roman „Hool“ von Philipp Winkler. Da war es noch gar nicht lange her, dass wir als Agentur überhaupt beschlossen hatten, neben den Buchrechten auch die Filmrechte unserer Autorinnen und Autoren zu vertreten. Das ist einerseits spannend, weil man noch einmal mit einem anderen Blick auf denselben Stoff schaut. Andererseits ist es eine echte Kärrnerarbeit. Überhaupt eine Option auf einen Filmvertrag zu bekommen, ist eine gute Nachricht, aber nur ein kleiner Prozentsatz der Projekte wird dann auch wirklich verfilmt.
Gerade waren wir beim Max-Ophüls-Festival, wir sind auch regelmäßig in Venedig, auch in Lille zur Series Mania. In Cannes gibt es einen großen internationalen Bücher-Pitch. Dort haben wir uns in diesem Jahr mit Angela Steideles Roman „Aufklärung“ beworben. Der schreit geradezu nach Verfilmung, so wie darin das Leipzig der Bach-Zeit mit wunderbar geistreichen Frauenfiguren lebendig wird.
Bei der Berlinale werden wir Helene Bukowskis neuen Roman präsentieren, „Die Kriegerin“. Ein besonders passendes Buch, weil Helene sich als Autorin geradezu multimedial inspirieren lässt. Sie recherchiert viel, greift Bilder und Stimmungen auf. Ausgangspunkt war für sie ein Foto von zwei israelischen Soldatinnen – und als sie an den letzten Seiten saß, begann Russlands Krieg gegen die Ukraine. Es geht um die Auswirkung von Traumata, um den weiblichen Körper als Panzer und um Verletzlichkeit.
Ja, diese Treffen sind sinnvoll. Es ist gut miteinander zu reden. Als wir 2020 mit Jasmin Schreibers „Marianengraben“ bei Books at Berlinale waren, haben wir uns nicht für das höchste Gebot entschieden, sondern für einen jungen luxemburgischen Produzenten – auch weil er ein so begeisterter Leser ist und dadurch einen besonderen Blick auf Stoffe hat. Seine Firma heißt übrigens Samsa Film.