Comic-Verlag Avant erhält den Berliner Verlagspreis

Am Sonntagvormittag zeichneten die Senatoren für Kultur und Wirtschaft unabhängige Berliner Verlage aus und lobten die Vielfalt an Büchern und Stimmen.

Ausgezeichnet mit dem Großen Berliner Verlagspreis: Johann Ulrich (Mitte) für den Avant Verlag. Den Berliner Verlagspreis erhalten der Elfenbein Verlag (Ingo Držečnik, links) und Ciconia Ciconia (Wladimir Velminski, rechts).  
Ausgezeichnet mit dem Großen Berliner Verlagspreis: Johann Ulrich (Mitte) für den Avant Verlag. Den Berliner Verlagspreis erhalten der Elfenbein Verlag (Ingo Držečnik, links) und Ciconia Ciconia (Wladimir Velminski, rechts). Schirin Moaiyeri

Der Avant-Verlag erhält in diesem Jahr den Hauptpreis des Berliner Verlagspreises. Er steht, so die Jury, seit seiner Gründung durch Johann Ulrich im Jahr 2001 für „das Besondere, Anspruchsvolle, Künstlerische und Eigene in der Welt der Graphic Novels und Comics“. Sein vielfältiges Programm erhebe gezeichnete, gemalte, collagierte Bilder zur Sprache. Die mit 35.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde am Sonntagvormittag im Deutschen Theater verliehen.

Die beiden weiteren Preise, verbunden mit jeweils 15.000 Euro, gingen an den Elfenbein-Verlag und an Ciconia Ciconia. Der Elfenbein-Verleger Ingo Drzecnik pflegt seit mehr als 25 Jahren internationale Gegenwartsliteratur, widmet sich Wiederentdeckungen von Autoren der literarischen Moderne und verfolgt beharrlich Werkausgaben etwa von Anthony Powell oder Klabund. Ciconia Ciconia, erst 2015 gegründet, ermöglicht in buchkünstlerisch herausragenden Ausgaben russischen, ukrainischen und belarussischen Autorinnen und Autoren den Zugang zum deutschsprachigen Publikum.

Ein Preis für die Kleinen und Unabhängigen

Seit 2018 wird der Berliner Verlagspreis gemeinsam von den Senatsverwaltungen für Kultur und Europa sowie Wirtschaft, Energie und Betriebe verliehen und mit EU-Mitteln gefördert. Die Senatoren Klaus Lederer und Stephan Schwarz sprachen zur Preisverleihung. Sie nahmen darauf Bezug, wie die Vielfalt der publizistischen Szene der Stadt nicht nur verschiedensten literarischen Stimmen eine Plattform bietet, sondern auch Debatten anstiftet, den vertiefenden Blick auf wesentliche Themen ermöglicht. Zehntausend Titel erschienen pro Jahr in Berlin. Klaus Lederer sagte dem Publikum: „Sie können sich sicher sein, dass wir uns auch künftig dafür aufreiben werden, die Verlagslandschaft der Stadt zu erhalten.“ Der Preis gilt ausdrücklich den Unternehmen, deren Umsatz zwei Millionen Euro nicht übersteigt. Davon gibt es etliche in Berlin, 66 Verlage haben sich 2022 beworben. Gemeinsam sind ihnen derzeit Sorgen wegen exorbitant gestiegener Papierpreise und der Kaufzurückhaltung des Publikums.

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Die Jury mit wechselnden Vertretern aus Buchhandel, Verlagswesen, Bibliotheken und Medien benennt zunächst eine Shortlist von sechs Verlagen, die alle eine Anerkennung von 1000 Euro erhalten. Sie spiegelt, wie verschieden die Bücher sind, die in dieser Stadt gemacht werden, politisch engagiert (Assoziation A), mit einem speziellen Blick nach Osteuropa (Eta-Verlag), mit hohem ästhetischen Anspruch (Kanon).

Die Laudatio auf den Hauptpreisträger lobte die gesellschaftliche Relevanz und die ästhetische Überzeugungskraft des Verlagsprogramms. Auffällig bei Avant seien prägende Comic-Autorinnen. So habe die schwedische Künstlerin Liv Strömquist hier ihre verlegerische deutsche Heimat gefunden, ebenso die in Berlin lebende Österreicherin Ulli Lust und die Russin Olga Lawrentjewa. „Der Avant-Verlag geht seinen Weg, unabhängig von Trends und doch immer auch ganz nah an den aktuellen Themen und Debatten.“