Verweigere die Konventionen, küss den Frosch!
In seinem Roman „Die Königin der Frösche“ verwandelt Akiz einen Märchenklassiker in eine zeitgemäße Parabel juvenilen Sehnens und Ringens.

Märchen sind aus der Mode gekommen. Zu altertümlich das Weltbild, das es als Ziel weiblichen Strebens erachtet, von einem Königssohn erobert, wachgeküsst oder sonst wie aus den Niederungen des Frauseins errettet zu werden. Zu rückständig die Vorstellungen von Moral und Konvention, die jegliche Abweichung von Normalität und geordnetem Zustand als Ungeheuerlichkeit sehen, als „Monstrosität von ganz gewaltiger nature terrible, mon dieu“.
So zumindest entfährt es der jungen Herzogstochter Ragna, als sie jene wüste „créature de la forêt“ erblickt, die urplötzlich am Hof auftaucht. Es ist das Jahr 1799. Ragna ist die Heldin im neuen Roman des Mannes, der sich Akiz nennt, hauptberuflich Regisseur ist und sich wie schon in seinem Debüt „Der Hund“ mit der Frage beschäftigt, was passiert, wenn über eine bis dahin sattsam sortierte und intakte Welt das gänzlich Fremde hereinbricht. In „Die Königin der Frösche“ erzählt er einen Märchenklassiker neu.

Die Wildheit des Waldes
Im Zentrum des Geschehens steht die geplante Vermählung Ragnas mit dem Jagdfürsten Waidhofenstein. Die Herzogstochter jedoch hat wenig übrig für das gewachste und gepuderte höfische Gehabe, sondern fühlt sich viel mehr der Wildheit und ungezähmten Schönheit des Waldes verbunden. Irgendwo zwischen Träumen und Wachen küsst sie eine Kröte und löst damit eine Kettenreaktion aberwitziger Ereignisse aus.
Mit furioser Sprachakrobatik, aber auch tiefem Respekt vor seinen skurrilen Figuren überführt Akiz so die Wucht und den Wahn des grimmschen Originals in eine zeitgemäße und authentische Parabel jugendlichen Sehnens und Ringens. Ein Traum von einem Buch, in jeder Hinsicht.
Akiz: Die Königin der Frösche. Hanserblau, Berlin 2022. 176 Seiten, 20 Euro.
Buchpremiere am 14.2., 20 Uhr im Literaturforum im Brecht-Haus