Manfred Krugs Sohn Daniel beschuldigt Wolf Biermann, das Andenken an seinen Vater zu beschädigen.

Daniel Krug hat einen Brief geschrieben. Einen offenen. An Wolf Biermann. „Es wird dir wurscht sein, aber meinen Respekt hast du verspielt!“, schreibt der Sohn von Manfred Krug darin als ersten Satz.  Es gab also einmal Respekt, aber einen, von dem der Schreiber nicht annimmt, dass er  je erwidert worden wäre.  Hier spricht  einer, der schon lange gekränkt ist.  Anlass des Schreibens ist Biermanns Buch „Barbara“, ein Band mit Novellen, in denen er Begegnungen und Personen literarisch überformt, und in dem es auch einen Text über Manfred Krug gibt.

"Prügelnder Primitivling"

In bitterem Ton kritisiert Daniel Krug, dass Biermann seinen vor zweieinhalb Jahren verstorbenen Vater im Buch als „Freund“ bezeichne, obwohl es kaum Kontakt zwischen beiden Künstlern gegeben habe. Und obwohl er ihn gleichzeitig um einer Pointe willen ans Messer liefere und als „protzenden Angeber“ und „prügelnden Primitivling“ schildere. Außerdem kolportiere Biermann zwar korrekt, dass Krug  Freunden gegenüber einmal verkündet habe „Ich bin jetzt Millionär!“, unterschlage dabei aber, dass  dies ironisch gemeint gewesen sei.

Das Andenken Manfred Krugs, so sein Sohn, sei durch Biermann beschädigt. Und dies aus  „Neid“ und als „Retourkutsche für zu wenig erwiderte Aufmerksamkeit und Liebe“. Warum habe er den Text der Familie nicht wenigstens vorher gezeigt?  „Da ich ja kein Anfänger bin, lüge ich nicht mit Lügen, sondern nur mit Wahrheiten“, sagte  Wolf Biermann über sein Buch am 16. März in der Berliner Zeitung.  

Andererseits endet die künstlerische Freiheit dort, wo Persönlichkeitsrechte verletzt werden. Ist Daniel Krug an einer juristischen Klärung interessiert? Oder reicht es ihm, dass sein Protest  jetzt eine  Fußnote des Biermann-Buches ist? Mit etwas Glück wird umgekehrt auch dieser auf eine Anzeige wegen Beleidigung verzichten. Die Verstrickung würde durch jeden Schritt voneinanderweg  ja nur immer größer.