Berlin - Vom Marketing-Coup zum Fiasko in wenigen Tagen: Letzten Dienstag, parallel zur Präsentation neuer Produkte des Computerkonzerns Apple, stellte die irische Stadionrockgruppe U2 ihr ebenfalls neues Album „Songs of Innocence“ kostenlos für alle Nutzer des Apple-eigenen Musikdiensts iTunes ins Netz. Tolle Sache? Darüber sind verschiedene Meinungen entstanden. Der Download war nämlich nicht nur gratis, sondern, sofern man in seinen iTunes-Einstellungen die Funktion „Automatischer Download“ gewählt hatte, unvermeidbar. Was dazu führte, dass am Mittwochmorgen Millionen von iTunes-Nutzern mit einem Neuzugang auf ihrem Computer erwachten, der nicht von allen wirklich willkommen geheißen wurde.
Der von der Gruppe Odd Future Wolf Gang Kill Them All bekannte Sprechgesangskünstler Tyler the Creator formulierte es etwa auf Twitter folgendermaßen: „Fuck you Bono you old fuck I don’t want you on my phone nigga bitch stupid glasses fuck Bono“, auf Deutsch etwa: Fick dich Bono, du altes Geficke, ich will dich nicht in meinem Telefon haben, Neger, Schlampe, bescheuerte Brille, fick Bono.
Viele andere unfreiwillige U2-Kunden formulierten den gleichen Gemütszustand in etwas höflicherer, aber nichtsdestoweniger entschiedener Weise, weswegen sich der U2-Sänger Bono bald auf der Webseite der Band entschuldigte. „Alle, die keine Lust auf uns haben, können es doch folgendermaßen betrachten: Ihr habt bloß das Blut, den Schweiß und die Tränen von ein paar irischen Typen in Eurer Junk Mail.“
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Wobei sich, was man sonst in der Junk Mail findet, einfach wieder entfernen lässt. Nicht so die „Lieder der Unschuld“: Wenn man sie aus seiner iTunes-Mediathek löschen will, muss man dies Titel für Titel tun, und auch dann bleiben diese im Ordner „Einkäufe“ so lange verzeichnet, bis man das Albumsymbol in einem längeren Dialog mit der Software unsichtbar gemacht hat; eine Prozedur, die derart viele Menschen überfordert und noch mehr empört hat, dass selbst das Management von U2 bald darum bat, das Löschen des eigenen Produkts zu vereinfachen.
Apple ist diesem Wunsch jetzt gefolgt: Unter der Adresse itunes.com /soi-remove kann man sich mit einem einzigen Klick des Albums entledigen. Schwuppdiwupp, und sie sind für immer verstummt: Das haben sich viele Menschen beim Hören von U2 allerdings schon seit Jahrzehnten gewünscht.