Hierher, ins Galeriehaus in der Linienstraße 23 in Berlin-Mitte, kommen neuerlich die Winde der Welt. Nicht, um zu sterben, sondern, um zu Kunst zu werden. Die brummt und vibriert melodisch, als komprimierte Luft, basstief, dann wieder hoch. Unten im Souterrain, hängen fünf silbrige Metall-Rohre mit Klanglöchern von der Decke: Orgelpfeifen. Die tönen sinnbetörend, körperergreifend.
Ein junges Wahl-Berliner Künstlerquartett namens „Das Numen“ vereint für diese erste Ausstellung „Meatus“ (bis 11.3., Di-Sa, 11-18 Uhr) der in die Linienstraße gezogenen Galerie Dittrich & Schlechtriem Kunst und Wissenschaft. In die Pfeifen werden per Software die Messdaten von 20 Wetterstationen rund um den Globus einfangen und wirkmächtig klingend ventiliert. Übersetzt in Echtzeit, zeigt die Installation globale Winde und Wettermuster auf. Je stärker der Wind, desto intensiver das Pfeifen. Die Galerie wird zum Resonanzraum und das Experiment zum Ereignis: ein Publikumsmagnet.
Die Linienstraße als Galeriemeile
Das verursacht eine Art Windböe oder Wetterleuchten in der Linienstraße, die als Galeriemeile nur die zweite Geige spielt gegenüber der trotz aller Fluktuation in der Szene allzeit stark frequentierten, touristischen und szenigen Auguststraße. Dort wird rund ums KW-Institut schon lange in der Weltliga der Gegenwartskunst mitgespielt. Diesen Rang haben in der Linienstraße zwar längst auch internationale Kunst-Player wie neugerriemschneider mit Künstlern wie Genzken, Eliasson und Ai Weiwei oder die Fotogalerie Kicken und die Junge-Kunst Galerie Neu.
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Das ändert sich: Vor Monaten siedelte sich da die Osloer Galerie Gerhardsen Gerner an. Jette Rudolph zog mit ihren Künstlern vom öden Strausberger Platz zu Feldbusch Wiesner in die Linienstraße. So haben Kuckei & Kuckei und ifa-Galerie endlich mehr Austausch. Die junge Kunst liebt eben doch nicht bloß die trendige Potsdamer Straße, sondern auch das alte, geschichtenschwere Scheunenviertel.