Meryl Streep, David Bowie und "Better Call Saul": Die Highlights der Berlinale 2016

Am 11. Februar ist es wieder soweit - die Berlinale beginnt. Zum 66. Mal finden in der Hauptstadt die Internationalen Filmfestspiele Berlin statt und bringen nicht nur einen Hauch von Hollywood an den sonst eher tristen Potsdamer Platz, sondern lassen auch die Herzen vieler Filmfans höher schlagen - bekommen sie hier doch Produktionen aus aller Welt zu sehen, die womöglich nie regulär im Kino anlaufen.

Man muss aber kein Cineast sein, um im Programm der Berlinale etwas zu finden, das einen Besuch lohnt. Egal, ob Sie nur mal kurz zum Roten Teppich flanieren wollen, um einen Blick auf Meryl Streep zu erhaschen, oder ob Sie eigentlich viel lieber Serien gucken und Platten hören - unsere Übersicht bietet für jeden Geschmack etwas. Viel Spaß beim Stöbern!

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Für Autogrammjäger: Promis auf dem Roten Teppich

Berlinale-Chef Dieter Kosslick hat es auf der Pressekonferenz am Dienstag noch mal klar betont - dass Meryl Streep in diesem Jahr den Vorsitz der Wettbewerbsjury übernimmt, ist vor allem den Berlinern zu verdanken. "Das Publikum hat Meryl Streep bei der Verleihung des Goldenen Ehrenbären vor zwei Jahren einen Orkan der Begeisterung und Zuwendung entgegen gebracht", sagte er.

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Aber die Oscar-Preisträgerin ist längst nicht der einzige Hollywoodstar im Aufgebot der diesjährigen Berlinale. Wer sonst noch anlässlich von Premieren über den Roten Teppich schreitet, zeigt unsere Bildergalerie.

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Für Oscar-Fans: Die tollsten Frauen in einer Ausstellung

Vom Beginn der Oscar-Verleihungen im Jahr 1929 bis heute ist eine der wichtigsten Kategorien die der „Besten Hauptdarstellerin“. Die Ausstellung „Best Actress“ in der Deutschen Kinemathek ist eine Hommage an die 73 Darstellerinnen, die bis heute mit der begehrten Trophäe ausgezeichnet worden sind.

Schauspielerinnen wie Katharine Hepburn, Kate Winslet, Ingrid Bergman und Halle Berry, Liza Minnelli und Meryl Streep waren auch immer Stilikonen ihrer Zeit. Neben zahlreichen Filmrequisiten, Fotos, Plakaten und audiovisuellen Installationen zeigt die ihnen gewidmete Schau auch ihre Originalkostüme - etwa ein Kleid, das Berlinale-Jurypräsidentin Meryl Streep im Film "The Iron Lady" trug.

Wann: Di-Mi 10-18 Uhr, Do 10-20 Uhr, Fr-So 10-18 Uhr

Wo:Deutsche Kinemathek, Potsdamer Straße 2

Eintritt: 7 Euro, Donnerstag von 16-20 Uhr Eintritt frei

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Für Musik-Fans 1: Schauspieler mal anders

Das Berlinale Open House in der Audi Lounge, ein zweistöckiger Pavillon direkt am Marlene-Dietrich-Platz, bietet Filmfans nicht nur den besten Blick auf den Roten Teppich, sondern auch ein tolles Rahmenprogramm - und das bei freiem Eintritt. Besonders zwei Termine möchten wir Ihnen ans Herz legen:

Am 13. Februar schlägt die deutsch-iranische Schauspielerin Jasmin Tabatabai (die musikalisch bereits im Film "Bandits" auffiel - siehe Video) mit ihrer Jazzband einen Bogen von Kurt Weill über englische Rock-Hymnen aus den 90ern bis hin zum französischen Chanson und einem persischen Folk-Song. Und am 19. Februar spricht der Berliner Schauspieler Frederick Lau ("Victoria") erst über seine persönlichen Berlinale-Erlebnisse - um im Anschluss am DJ-Pult die letzte Berlinale Lounge Night zu beschallen.

Wann: Jasmin Tabatabai & Band am Samstag, 13. Februar, 20 Uhr / DJ Frederick Lau am Freitag, 19. Februar, 20 Uhr

Wo: Audi Berlinale Lounge, Marlene-Dietrich-Platz. Alle Termine im Berlinale Open House gibt es hier.

Eintritt: frei

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Für Musik-Fans 2: Eine Hommage an David Bowie

Sein Spiel mit unterschiedlichen Images setzte David Bowie auch auf der Leinwand fort: Als humanoid-reptiloider Außerirdischer mit Borsalino und im feinen Anzug ist er in "The Man Who Fell To Earth" für seinen Wüstenplaneten auf Wassersuche. Da er über eine verfeinerte Intelligenz verfügt, durchschaut er schnell die Mechanismen der Macht und der Wirtschaft - und reagiert gleichzeitig besonders sensibel auf menschliche Gefühle.

Man kann Nicolas Roegs melancholischen Science-Fiction-Film durchaus als bebilderte Fortsetzung von David Bowies Alben verstehen. Als Tribut an den kürzlich verstorbenen Allround-Künstler mit den vielen Gesichtern zeigt die Berlinale den mittlerweile zum Klassiker gewordenen Kultfilm, der bereits 1976 im Wettbewerb des Festivals lief.

Wer keine Karten mehr für die einzige Vorführung im Friedrichstadt-Palast bekommen sollte, kann Bowie stattdessen in der Berlinale Lounge feiern: Das Team von „Ein Hit ist ein Hit“ (Ballhaus Berlin) bietet dort Bowie-Songs von Überraschungsgästen, Geschichten, Schaubilder und Plaudereien mit Zeitzeugen, darunter exklusiv zur Berlinale ein Ehrengast aus dem privaten und beruflichen Umfeld des Musikers.

Wann: Freitag, 12. Februar; Film um 21 Uhr / Lounge Night ab 20 Uhr

Wo: Friedrichstadt-Palast / Audi Berlinale Lounge

Eintritt: frei bei der Lounge Night; Karten für den Bowie-Film gibt es ab 8. Februar hier.

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Für Hardcore-Cineasten: 485 Minuten Kolonialherrschaft

Ein Wettbwerbsfilm, der über acht Stunden lang ist? Kein Witz! Regisseur Lav Diaz durchleuchtet in "Hele Sa Hiwagang Hapis (A Lullaby to the Sorrowful Mystery") den Mythos um Andrés Bonifacio y de Castro, der bis heute als Vater der philippinischen Revolution gefeiert wird - und unternimmt eine 485-minütige Expedition in die bewegte Geschichte seines Heimatlandes.

Mythologie, Fakten und Geschichtsempfinden fließen in diesem Schwarz-Weiß-Film ineinander. Man stelle sich nur vor, dieses epische Werk gewinnt den Goldenen Bären - und die Ehrengäste sitzen bei der anschließenden Vorführung bis fünf Uhr morgens im Berlinale Palast fest... immerhin dürfen die Zuschauer 60 Minuten Pause machen, um sich zu stärken - zum Beispiel an einem der Stände auf der Berlinale-Street-Food-Meile.

Wann & Wo: Donnerstag, 18. Februar, 9.30 Uhr im Berlinale Palast / Freitag, 19. Februar, 10 Uhr im Haus der Berliner Festspiele

Eintritt: 14 Euro, Karten gibt es ab 8. Februar hier.

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Für Politik-Interessierte: Schwerpunkt Flucht und Migration

Beim politischen Thema des Jahres zeigt sich die Berlinale am Puls der Zeit: Zahlreichen Beiträge drehen sich um Flüchtlingsfragen. Hier eine Auswahl der vielversprechendsten Filme in den verschiedenen Sektionen:

"Fucoammare - Fire ath the Sea" (Wettbewerb): Samuele ist zwölf und lebt auf einer Insel im Mittelmeer, weit entfernt vom Festland. Doch seine Heimat ist keine Insel wie alle anderen. Sie heißt Lampedusa und gilt als Metapher für die Fluchtbewegung nach Europa. Regisseur Gianfranco Rosi nähert sich durch Alltagsbeobachtungen ihren Bewohnern, die einem permanenten Ausnahmezustand ausgesetzt sind.

"Havarie" (Forum): Mit Hilfe einer Tonmontage hat Regisseur Philip Scheffner den kurzen Youtube-Film eines Flüchtlingsbootes in Seenot auf 93 Minuten ausgedehnt: Wir hören die Seerettung am Funk, den irischen Tourist, der die Kamera von einem Kreuzfahrtschiff aus hielt, Schiffsangestellte, und russische und ukrainische Frachtarbeiter, die von Begegnungen mit diesem (oder einem anderen) Flüchtlingsboot erzählen.

"And-Ek Ghes..." (Forum): Vom selben Regisseur kommt das Porträt der Familie Velcu, die von Rumänien nach Berlin übersiedelt. Der schmerzhafter Abschied von den Verwandten, die Ehefrau weggesperrt im fernen rumänischen Gefängnis, die Berliner Parks, in denen gegrillt wird - immer ist Scheffner dabei. Auch die Stereotypen von Roma-Familien werden in diesem Film rege diskutiert.

Meteorstraße (Perspektive Deutsches Kino"): Mohammed ist 18. Vor dem Krieg aus dem Libanon nach Deutschland geflohen, leben er und sein Bruder in einer heruntergekommenen Wohnung in Berlin-Tegel. Zwischen der Hoffnung auf eine Ausbildung und den eigenen Kriegserinnerungen sucht der junge Palästinenser nach Orientierung auf dem Weg zum Erwachsensein.

"Road to Istanbul" (Panorama): RegisseurinRachid Bouchareb verhandelt ein Thema von brennender Aktualität - die Verführungskünste des Dschihad. Elisabeth lebt mit ihrer Tochter Elodie in der idyllischen belgischen Provinz. Eines Tages muss sie erfahren, dass ihr Kind sich in Syrien dem Islamischen Staat angeschlossen hat - und bricht auf, um die 20-Jährige zurückzuholen.

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