Saskia von Bargen: „Ich werde keine Autohäuser eröffnen“

Auch ansonsten räumt Transfrau Saskia von Bargen mit den Klischees der „Miss Germany“ auf. Am Sonnabend steht sie im Finale zur Wahl.

Hat schon 14.991 Kandidatinnen hinter sich gelassen und steht im Finale zur Wahl der „Miss Germany“: Saskia von Bargen.
Hat schon 14.991 Kandidatinnen hinter sich gelassen und steht im Finale zur Wahl der „Miss Germany“: Saskia von Bargen.dpa

Saskia von Bargen aus Friedrichsfehn im niedersächsischen Ammerland steht im Finale der „Miss Germany“-Wahlen am 4. März im Europa-Park in Rust. Die 19-Jährige ist die einzige Transfrau unter den zehn Finalistinnen. Mit den Klischees, die der Wahl zur angeblich schönsten Frau des Landes anhängen, will die Auszubildende jedoch aufräumen, Bikini-Schauen und das Durchschneiden von roten Bändern wird es mit ihr nicht geben, falls sie die Wahl gewinnt. Chancen hat sie, wenn man bedenkt, dass sich rund 15.000 Frauen beworben haben, wie der Veranstalter sagt.

Saskia von Bargen, sind Sie aufgeregt?

Ja, sehr, wir haben jetzt seit Mittwoch vergangener Woche hier in Rust geprobt, sehr diszipliniert. Ich möchte, dass es perfekt wird, die meiste Angst habe ich allerdings davor, mich auf der Bühne vor Aufregung zu verhaspeln.

Saskia von Bargen, 19, aus Friedrichsfehn im niedersächsischen Ammerland, steht im Finale der „Miss Germany“-Wahlen am 4. März im Europa-Park in Rust.
Saskia von Bargen, 19, aus Friedrichsfehn im niedersächsischen Ammerland, steht im Finale der „Miss Germany“-Wahlen am 4. März im Europa-Park in Rust.Miss Germany Corporation

Wie kam es zu der Bewerbung zur Wahl der Miss Germany?

Ich lag im Krankenhaus, es gab Komplikationen bei den Operationen zu meiner Geschlechtsangleichung und nach meiner letzten OP lag ich im Krankenbett und scrollte mich durch meinen Instagram-Feed und bin auf eine Anzeige gestoßen, in der nach charismatischen Frauen für den Award gesucht wurde. Ich dachte darüber nach, dass ich Menschen wirklich gerne von meiner Geschichte erzählen würde. Ich erzählte meinen Freunden davon und bekam viel Zuspruch für die Idee, und nun sitze ich hier im Finale.

Wie bewirbt man sich denn bei der Wahl zuz Miss Germany?

Ich habe Fotos von mir eingereicht, man muss ein paar Fragen beantworten, damit man ein Bild von der Persönlichkeit der Bewerberin bekommt. Ich bin dann in die erste Auswahl mit 15.000 anderen Bewerberinnen gekommen und man erhält dann immer weitere Aufgaben, ich musste beispielsweise eine Videobotschaft von mir drehen und einsenden. Dann folgen persönliche Vorstellungsrunden.

Kann man sich das vorstellen, wie bei „Germany’s Next Topmodel“?

Ja, nur dass ich mich nicht im Bikini präsentieren musste oder mit Schlange posieren sollte, sondern gefragt wurde, wie ich beispielsweise zum Thema Diskriminierung und LGBTQ stehe, oder welche Meinung ich zur Gendergleichheit und dem Gendern habe.

Das bedeutet, dass die Wahl zur Miss Germany nichts mehr mit dem Klischee zu tun hat, nachdem es reicht, auf einer Bühne im Bikini oder einem Abendkleid eine gute Figur zu machen.

Genau. Ich habe bei dem Auswahlverfahren keine Diskriminierung erfahren, meine Transidentität spielte keine Rolle. Erst jetzt, wo ich viel in der Presse war, gab es auch eklige Kommentare in den sozialen Medien.

Wie gehen Sie damit um?

Blockieren, melden, löschen.

Das klingt abgeklärt.

Mein Weg hat mich gut auf solche Situationen vorbereitet, ich habe diese Art von Anfeindungen schon sehr früh erfahren. Ich lass das nicht an mich und versuche, mich auf die positiven Dinge zu konzentrieren.

Wie wird Ihr Leben aussehen, wenn Sie die Wahl gewinnen und Miss Germany werden?

Ich werde mit meiner Ausbildung pausieren und entwickele einen Jahresplan, das ist jeder Miss Germany selbst überlassen, aber natürlich macht man das gemeinsam mit dem Team von Miss Germany. Die Gewinnerin erhält eine Fördersumme von 25.000 Euro und ich würde damit gerne einen Leitfaden für Fragen zum Umgang mit LGBTQ entwickeln. Also beispielsweise die Frage, wie gehe ich als Eltern damit um, wenn mein Kind trans ist, oder wie man als Chefin oder Chef einer Firma den Mitarbeitern Vielfalt und Diversität vermitteln kann. Also ich werde sicherlich keine Autohäuser eröffnen oder rote Bänder durchschneiden.


Die Wahl zur „Miss Germany“ findet am 4. März in der Europa-Park-Arena in Rust (Europa-Park-Straße 2, 77977 Rust) statt und wird von der Moderatorin Frauke Ludowig und ihrer Tochter Nele Ludowig moderiert. Die Veranstaltung kann ab 18 Uhr mit einem Blick hinter die Kulissen verfolgt werden, das Finale beginnt um 20.45 Uhr und kann ebenfalls auf Twitch gestreamt werden.