Berlin-„Willkommen, du wildes graues Tier! Willkommen – bestimmt gefällt’s Dir hier. Denn Brandenburg ist ja genau - wie Du so wild und grau.“ Der Wolf wird nicht nur in einem neuen Song von Manfred Maurenbrecher begrüßt, er ist ja ein gern gesehener Gast im ostdeutschen Krimirevier. Im Spreewaldkrimi kommt ein wildes graues Tier dem Kommissar Krüger erstaunlich nahe, besucht ihn sogar in dessen Wohnwagen im Wald. Die Filmemacher haben das Tier nicht etwa ins Bild hineinkopiert. Eine trainierte Wölfin hat sich vom Leberwurstgeruch in Christan Redls Hand anlocken lassen.

Im zwölften Fall „Zeit der Wölfe“ gesellen sich zum einsamen Wolf Krüger und der Wölfin noch ein Rudel Motorradrocker, die sich „Die Wölfe“ nennen und hier offenbar ansässig werden wollen. Wilde Wesen, ob nun metaphorisch oder leibhaftig, gibt’s also einige zu sehen. Doch den eigentlichen Kriminalfall muss der Zuschauer, wie immer in dieser Reihe, erst suchen. Es gibt Splitter und Rückblenden, Ahnungen und Assoziationen, die in unterschiedliche Zeitebenen springen.
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Kommissar Krüger, der in früheren Fällen ja sogar Tote gesehen hatte, ist dabei nicht mehr der „Seher“ solcher Bilder. Vielmehr zeigt er sich als philosophierender Aussteiger, der beklagt, er hätte den „Abgrund in sich selbst entdeckt“ und seine Imagination verloren. Nicht ganz: Immer wieder „sieht“ Krüger tanzende Hasen im Wald – und der Zuschauer kann sich entscheiden, ob er das für einen verspäteten Osterhasengruß oder eine Referenz an David Lynch betrachtet, der nicht nur mit Hasenmenschen spielte, sondern ein fernes Vorbild für die Schöpfer des Spreewaldkrimis ist.
Statt Krüger müssen Dorfpolizist Fichte (Thorsten Merten) und dessen junge Kollegin (Alina Stiegler) ermitteln und fragen, ob er verunglückter Motorradfahrer, ein abgestürzter Waldarbeiter, ob Bündel voller Geld und das Rudel von Motorrad-Wölfen überhaupt etwas miteinander zu tun haben. Wie Thorsten Merten diesen Streifenpolizisten spielt, der gern eine Autorität wäre und wichtig tut und der doch gleichzeitig weiß, dass es zu Größerem nicht langt, das ist ein besonderer Spaß: Allein wie er immer seine Schirmmütze aufsetzt und gerade rückt!
Der Kriminalfall ist letztlich gar nicht so überraschend, die Auflösung fast konventionell. Der Film aber bleibt aber dank der kunstvollen Verrätselung und Zerstückelung visuell herausfordernd. Schon erstaunlich, dass seit 2005 stets neue Regisseure, diesmal ist es Pia Strietmann, das Konzept des Serienerfinders und Autors Thomas Kirchner immer so umsetzen, dass der Spreewaldkrimi seine ganz besondere düstere Atmosphäre beibehält.
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