Aviel Cahn übernimmt Intendanz der Deutschen Oper Berlin und zeigt Veränderungswillen

Der Schweizer Sänger, Intendant und Rechtswissenschaftler übernimmt nach Stationen in China, Belgien und der Schweiz 2026 die Leitung der Deutschen Oper Berlin.

Der 48-jährige Schweizer Aviel Cahn wird Intendant der Deutschen Oper Berlin.
Der 48-jährige Schweizer Aviel Cahn wird Intendant der Deutschen Oper Berlin.Monika Skolimowska/dpa

Der Schweizer Aviel Cahn (48), ausgebildeter Sänger und Theaterintendant sowie Doktor der Rechtswissenschaften, wird 2026 Nachfolger des amtierenden Intendanten der Deutschen Oper Berlin, Dietmar Schwarz. Cahn hat Gesang und Jura studiert, sich aber schon früh auf eine Leitungstätigkeit im Theater vorbereitet: Er gründete noch als Student eine Künstleragentur und promovierte über „die rechtliche Stellung des Theaterintendanten in Theorie und Praxis“.  Der Stiftungsrat der Stiftung Oper in Berlin hat in seiner Sitzung am Montag dem Abschluss des entsprechenden Vertrages mit Aviel Cahn zugestimmt. 

Cahn, 1974 in Zürich geboren, ist zurzeit Generaldirektor am Grand Théàtre in Genf. Zuvor bekleidete er Positionen beim China National Symphony Orchestra, an der Finnischen Nationaloper in Helsinki und am Stadttheater Bern. Ein wichtiges Amt war die Leitung der Opera Vlaanderen in Antwerpen und Gent, das er zehn Jahre lang bis 2019 bekleidete.

Bei seiner Vorstellung durch Kultursenator Klaus Lederer am Montag outete sich Cahn als Opernfan seit Kindesbeinen. Die Deutsche Oper kennt der Sohn eines Kulturjournalisten schon seit seiner Grundschulzeit, die Inszenierung von „Lucia di Lammermoor“, die er als erstes Stück an diesem Haus gesehen hatte, sei zu seiner Freude noch heute im Repertoire. Den langjährigen Intendanten Götz Friedrich habe er anlässlich seiner Dissertation getroffen.

Cahn: Die Kunstform Oper muss sich in Zukunft stark verändern

Er bezeichnet seine Beziehung zur Kunstform Oper als „locker“; sie sei nicht „auf ein Piedestal“ zu stellen, sondern müsse sich in Zukunft stark verändern. Die Oper sei eine gesellschaftspolitisch relevante Kunstform, die im 20. Jahrhundert ein wenig im Elfenbeinturm verschwunden sei, jetzt aber über ihre Inhalte wieder relevant werden müsse und könne. Die Deutsche Oper sieht Cahn als ein Haus für die Moderne vor sich. Schon architektonisch sei sie durch die Tischlerei, das ebenfalls als Spielstätte taugliche Parkhaus und die Foyers dafür prädestiniert. Zudem wolle er durch spartenübergreifende Projekte und Künstlerresidenzen Akzente setzen. Als Beispiel für kulturpolitische Relevanz verwies Cahn auf die Uraufführung einer Oper von Christian Jost demnächst in Genf, die von Flüchtlingen handele.

Kultursenator Klaus Lederer: „Ich freue mich sehr, dass der Stiftungsrat der Stiftung Oper in Berlin der Empfehlung des von mir eingesetzten Beratungsgremiums gefolgt ist und dem Abschluss eines Vertrages mit Dr. Aviel Cahn einvernehmlich zugestimmt hat. Damit konnte Berlin eine außerordentlich kreative Persönlichkeit als künftigen Intendanten für das größte seiner drei Opernhäuser gewinnen.“