Berghain und mehr: CTM, zehn Tage Festival für abenteuerliche Musik

Vom 27. Januar bis zum 5. Februar steigt die 24. Ausgabe des CTM-Festivals, im Berghain, Silent Green, HAU und an vielen anderen Orten. Ein paar Highlights.

Auch DJ Makossiri vom Berliner Clubkollektiv Widows spielt beim CTM-Festival 2023.
Auch DJ Makossiri vom Berliner Clubkollektiv Widows spielt beim CTM-Festival 2023.Widows

Türen haben es der Musik ja schon seit einer Weile angetan. Man denke an die Band The Doors, die sich mit ihrem Namen auf einen Essay des Schriftstellers Aldous Huxley bezog: „The Doors of Perception“, zu Deutsch: „Die Pforten der Wahrnehmung“. Huxley, bekannt durch „Schöne Neue Welt“, führte in dem Text über psychedelische Bewusstseinserweiterung zu philosophischen Überlegungen. Den Ausdruck „doors of perception“ hatte er allerdings bereits woanders gefunden: beim romantischen Dichter William Blake, in dessen Werk „Die Hochzeit von Himmel und Hölle“ (1790–93). So ist diese door, diese Tür, gewissermaßen selbst schon ein ideengeschichtliches Portal in andere Zeiten. Die Berliner Band Die Türen rund um den Staatsakt-Labelgründer Maurice Summen hingegen schwört, ihr Name hätte nichts mit The Doors zu tun. Nun ja.

Wie dem auch sei: Portale, also besonders prächtige Türen, sind jedenfalls das Leitmotiv der 24. Ausgabe des CTM-Festivals (27.1.–5.2.), das dieses Jahr unter dem Motto „Portals“ steht. Und das ist auch sehr stimmig: Musik kann einen ja nicht minder gut als der proustsche Madeleine-Keks in „Suche nach der verlorenen Zeit“ in eine andere Zeit, an einen anderen Ort teleportieren. Wenn nicht gar in eine andere Dimension, wie es auch der in „Matrix“-Grün getünchte Festival-Trailer schon andeutet.

Das CTM, 1999 hervorgegangen als clubmusikalisches Begleitprogramm zum Kunstfestival Transmediale, ist inzwischen ein eigenständiges „Festival für abenteuerliche Musik“, wie die Leute vom CTM es selber treffend bezeichnen: schon noch mit Fokus auf Electronica, aber offen für Experimentelles aus allerlei Genres. Und auch das Festival selbst hat hybriden Charakter, als wilder Mix aus Konzerten, Clubnächten, Performances, Panels und Workshops. Dieses Jahr mit einem Fokus auf Südasien und Kooperationen mit afrikanischen Ländern.

Schon der erste der zehn Tage hat es in sich: Hervorgehoben sei am 27. Januar um 19 Uhr in der Kuppelhalle des Silent Green das Filmscreening „CAN and Me“ über die Kölner Soundpioniere CAN, an das sich ein Q&A mit dem Organisten und Gründungsmitglied der Band Irmin Schmidt anschließt. Wer danach zur durchaus abenteuerlichen Nachtzeit 3.15 Uhr noch fit ist, sollte sich im Berghain die Performance von LSDXOXO gönnen, der kürzlich schon als Support von Shygirl im Astra brillierte.

Spannend verspricht auch die Samstagnacht ab 22 Uhr in der Panke zu werden, mit dem Clubkollektiv Widows samt DJ Makossiri, die ab 3 Uhr auflegt. Wer schon immer mal selbst mit einfachen Mitteln einen modularen Synthesizer basteln wollte, ist am Dienstagnachmittag von 14 bis 18 Uhr im FabLab Neukölln richtig, beim Workshop mit Brian Bamanya. Es dürften sich die einen oder anderen Pforten auftun an diesen zehn CTM-Tagen. Also rein, so lang sie offen sind! Wo (und vor allem: wie) man dann rauskommt, lässt sich freilich nicht vorhersagen. Vielleicht ja auch ein bisschen matrixgrün verstrahlt. Echtes Abenteuer eben.

CTM-Festival 2023, diverse Orte (Berghain, HAU – Hebbel am Ufer, Silent Green u.a.), 27. Januar bis 5. Februar, Details auf www.ctm-festival.de