Roger Waters will gegen drohende Konzertabsage klagen: Kommt er nach Berlin?

Frankfurt am Main und Hessen wollen einen Auftritt von Roger Waters in der Main-Metropole verhindern. Dagegen will Waters nun vor Gericht ziehen. Wie ist der Stand in Berlin?

Roger Waters am 1. Juni 2018 in der Berliner Mercedes-Benz-Arena.
Roger Waters am 1. Juni 2018 in der Berliner Mercedes-Benz-Arena.Roland Owsnitzki

Nur wenige Tage bevor die Europa-Tournee von Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters am Freitag, dem 17. März, im portugiesischen Lissabon beginnen wird, zeichnet sich eine neue Wendung des Tumults um die Tour ab: Nachdem die Stadt Frankfurt am Main und das Land Hessen sehr darauf hinwirkten, das für den 28. Mai angesetzte Waters-Konzert in der Frankfurter Festhalle zu verhindern, kündigt das Management von Roger Waters nun juristische Gegenschritte an: Waters werde gegen dieses öffentliche Intervenieren klagen, so das Management.

Dass Stadt und Land das Konzert überhaupt verhindern könnten, hat mit der besonderen Situation in Frankfurt zu tun: Die Frankfurter Festhalle, in der Main-Metropole eine der wichtigsten Konzert-Locations, gehört der Frankfurter Messe GmbH – an der wiederum die Stadt Frankfurt zu 60 Prozent und das Land Hessen zu 40 Prozent beteiligt sind. Somit konnten die beiden Akteure einen Gesellschafterbeschluss erlassen. Bei einer rein privatwirtschaftlich betriebenen Konzerthalle wäre das so nicht möglich.

Hintergrund sind Vorwürfe gegen Roger Waters, er sei ein Kriegstreiber und Antisemit. Die hessische Landesregierung kritisiert das „anhaltend israelfeindliche Auftreten“ des früheren Pink-Floyd-Frontmanns und nennt ihn „einen der reichweitenstärksten Antisemiten der Welt“. Roger Waters bestreitet die Vorwürfe.

Roger Waters ist einer der prominentesten Unterstützer der BDS-Bewegung („Boycott, Divestment and Sanctions“), die einen auch kulturellen Boykott Israels anstrebt. Ob die Bewegung dabei lediglich die aktuelle israelische Regierung kritisieren und isolieren möchte oder doch auch antisemitische Tendenzen aufweist, wird debattiert.

Roger Waters hatte sich immer wieder politisch polarisierend geäußert, auch im Interview mit der Berliner Zeitung. Roger Waters beruft sich dabei, wie nun auch sein Management betont, auf sein „grundlegendes Menschenrecht auf Meinungsfreiheit“. In diesem Sinne werde er vor Gericht ziehen.

Auf der Petitionsplattform change.org haben inzwischen prominente Musiker ihre Solidarität für Roger Waters’ Israel-Kritik ausgedrückt, etwa Eric Clapton, Peter Ga­briel und Brian Eno – aber auch die Schauspielerin Susan Sarandon, der Linguist Noam Chomsky und der Maler Julian Schnabel.

Kritiker hingegen verweisen immer wieder auch auf frühere Bühnenshows von Roger Waters: Ein Schweineballon mit Davidsstern sei da steigen gelassen worden. Ob all dies durch die Kunst- und die Meinungsfreiheit gedeckt ist oder Waters eben doch eine rote Linie überschritten hat und die drohende Konzertabsage hinnehmen muss – damit werden sich wohl alsbald die Gerichte beschäftigen. Auch die Stadt München strebt an, den Waters-Auftritt zu verhindern, der für den 21. Mai ansteht. In Berlin steht ein Roger-Waters-Konzert am 21. Mai in der Mercedes-Benz-Arena an. Aktuell sieht es so aus, dass es auch stattfindet. Da die hiesige Arena (anders als die Frankfurter Festhalle) in privater Hand ist, könnte die Berliner Politik auch nicht auf dieselbe Weise intervenieren wie es in Hessen geschah.