Sieger wider Willen: Drake wollte Grammys boykottieren, gewann aber
Allzu viele Überraschungen gab’s bei den Grammys 2023 nicht. Eine aber doch: Drake wollte den Preis nicht haben und bekam ihn dennoch. Wie konnte das passieren?

Fast überraschend, wie überraschungsarm die Grammys dieses Jahr über die Bühne gingen. Kein Vergleich zu den Oscars, wo es immer wieder Zoff gibt – man denke nur an die Will-Smith-Ohrfeige letztes Jahr. Oder die diesjährigen Munkeleien, ob die Nominierung der Schauspielerin Andrea Riseborough als beste Hautpdarstellerin mit rechten Dingen zuging; oder an das Jahr, in dem „La La Land“ als bester Film ausgerufen wurde, obwohl eigentlich „Moonlight“ gewonnen hatte. Pleiten, Pech und Pannen: Auch davon lebt das Showbiz. Und natürlich von Skandalen und Skandälchen.
Nichts dergleichen bei den Grammys dieses Jahr: Beyoncé gewann vier Trophäen, für das beste Dance-Album, die beste Dance-Aufnahme, die beste traditionelle R&B-Aufnahme und den besten R&B-Song. Sie ist nun mit insgesamt 32 Grammys die neue Alltime-Rekordhalterin. Genau so war es gemeinhin auch erwartet worden. So schwindet bei den Grammys nun selbst der Rekord zur Routine. Aber war es nicht zumindest ein bisschen überraschend, dass Beyoncé nicht noch mehr Grammys einheimste? Schließlich war sie noch für fünf weitere nominiert. Eigentlich nicht, denn im Lauf der Jahre hat sich gezeigt, dass Beyoncé (anders etwa als Adele) weniger als die Hälfte ihrer Grammy-Nominierungen in Preise überführen kann.
Wer hat noch gewonnen in den Topkategorien? Die einst von Prince protegierte Lizzo mit ihrem Song „About Damn Time“ in der Kategorie best record. Fashion-Hero Harry Styles mit „Harry’s House“ als bestem Album des Jahres. Neben dem Best-Record-Preis (der an den singenden Act und das Produktionsteam hinter dem Song geht) gibt es, etwas verwirrend, auch noch den Grammy für den besten Song. Der geht an die Person, die den Song geschrieben hat. Der Americana-Song „Just Like That“ von Bonnie Raitt überflügelte wesentlich prominentere Namen wie Beyoncé, Taylor Swift und Kendrick Lamar.
Die größte Überraschung: Auch Drake war siegreich bei den Grammys. Dabei wollte er das eigentlich gar nicht: Er boykottiert die Grammys, hatte keine seiner Arbeiten zur Nominierung vorgeschlagen (was eigentlich notwendig ist, um berücksichtigt zu werden). Drake hegt aber, wie auch der Co-Kanadier The Weeknd, einen Groll auf die Preisverleihung. Was damit zu tun hat, dass The Weeknds massiv erfolgreiches Album „After Hours“ 2021 verwunderlicherweise keine einzige Nominierung erhielt. Schlimmer noch: Drakes Song „Hotline Bling“ war 2016 ausschließlich in Rap-Kategorien nominiert; dabei sei das doch kaum Rap gewesen, meinte Drake – man habe das Lied aus rassistischen Gründen als Rap gelabelt. Nach dem Motto: black, also Rap.
Vermutlich bitter für ihn, dass er nun ausgerechnet in einer Rap-Kategorie gewann, als Feature-Gast des Rappers Future, der den Track „Wait For U“ offenbar doch eingereicht hatte. Zudem wurde er auch als Co-Songwriter von Jack Harlow und von Beyoncé nominiert, die ihre Tracks den Grammys wohl vorgeschlagen hatten. Nun ist Drake also Co-Sieger wider Willen. Skurrile Sache. Ob er sich die Urkunde zumindest ins Klo hängt?