Drake fälscht Vogue-Cover und muss jetzt blechen

Drake und 21 Savage wollten ihre unterirdische Platte „Her Loss“ mit einer besonders kreativen Marketingkampagne pushen. Die Richter fanden es nicht so witzig.

Wäre wohl gerne auf dem Vogue-Cover gewesen: Drake.
Wäre wohl gerne auf dem Vogue-Cover gewesen: Drake.Chris Pizzello

Immer Ärger im Hause Drake: Gerade erst hat er einen Grammy gewonnen – obwohl er das Event doch boykottieren wollte. Und nun muss er auch noch Strafe zahlen. Nicht für den Grammy, natürlich, sondern einer Fälschung wegen. Und das ging so: Drake und sein Rapper-Kollege 21 Savage hatten eine wirklich schlechte Platte gemacht, „Her Loss“. Die Texte sind unterirdisch: Er blase eine halbe Million Dollar „auf euch Nutten“, schließlich sei er Feminist, rappt Drake in der zweiten Strophe auf „On BS“, dem dritten Track besagter Platte mit 21 Savage. O weh.

Und das fasst den Spirit der Platte auch ganz gut zusammen: Knete und Huren. Patek-Uhren und Luxus-Karren kommen auch vor, etwa ein Maybach in „Privileged Rappers“. Und wenn gar nichts geht, wichst 21 Savage eben seinen Schwanz mit einem Büstenhalter, rappt er in selbigem Track. Ach je. Wahrscheinlich war den beiden Herren selbst klar, dass sie ein bisschen die Werbetrommel rühren müssen, um diesen Schrott zu verkaufen, der nicht bloß textlich plump, sondern auch klanglich völlig einfallslos ist.

Und zu der Kampagne fürs „Her Loss“-Album gehörte dann eben auch eine gefälschte Vogue – mit den beiden HipHop-Herren auf dem Cover des ikonischen Modemagazins. Wobei sie es schon sehr auf die Spitze getrieben haben, nicht bloß ein (mutmaßlich) mit Photoshop gefälschtes Cover als Instagram-Post, nein, sie haben die komplette realexistierende Vogue professionell nachdrucken lassen, mit nur wenigen Änderungen – vor allem eben das Cover, auf dem sich die beiden zu Coverboys stilisiert haben. Und das ließen sie dann in großem Maßstab in mehreren US-Metropolen verteilen. Echte Modekenner hätten natürlich gleich skeptisch werden müssen.

Denn: Auf dem Cover der Vogue sind normalerweise keine Männer abgebildet. Ausnahmen wie Harry Styles oder Timothée Chalamet bestätigen die Regel, kamen aber bislang äußerst selten vor. Besonders frech also der (inzwischen gelöschte) Instagram-Post von Drake am 30. Oktober 2022: „Mein Bruder und ich morgen am Kiosk. Danke an die Vogue und Anna Wintour für die Liebe und die Unterstützung in diesem historischen Moment.“ Wobei man fairerweise ergänzen muss, dass Drake und 21 Savage nicht bloß die Vogue verarschten, sondern auch noch diverse (nicht existente) Auftritte in TV-Shows vortäuschten, etwa auch bei Howard Stern – der die Aktion ausgesprochen amüsant fand.

Dass Künstler ihr eigenes Schindluder-Spiel mit Luxusmarken treiben, das hat durchaus Tradition: Der US-amerikanische Konzeptkünstler Tom Sachs etwa fertigte 1998 eine Chanel-Guillotine als Skulptur an; wohl um einen Zusammenhang von Luxus und Gewalt anzudeuten. Schon vorher, 1997, brachte er die Luxusmarke Hermès mit dem Fast Food von McDonald’s in Verbindung – indem er Frittentüten und Burgerverpackungen ins Hermès-Orange tünchte, mit dem entsprechenden Logo drauf.

Drake und 21 Savage stehen also in einer gewissen Tradition. Das Verlagshaus der Vogue, der Condé-Nast-Konzern, fand es trotzdem nicht so witzig – und zog am 7. November 2022 in Manhattan vor Gericht. In einem Vergleich hat man sich nun geeinigt, wie das Billboard Magazine berichtet. Demnach ist es Drake und 21 Savage fortan ausdrücklich untersagt, die Vogue-Marke zu missbrauchen. Außerdem müssen sie Schadensersatz bezahlen – wobei die genaue Summe unter Verschluss blieb.

Das Billboard Magazine zitiert auch aus einer internen E-Mail des Condé-Nast-Justiziars, mit einer Erklärung darüber, warum der Konzern hier keinen Spaß verstehen wollte: „Als kreatives Unternehmen verstehen wir natürlich, dass auf unsere Marken von Zeit zu Zeit in anderen kreativen Arbeiten referiert wird“, schrieb Bowes in der Notiz. „In diesem Fall war uns jedoch klar, dass Drake und 21 Savage den Ruf der Vogue für ihre eigenen kommerziellen Zwecke nutzten und dabei das Publikum verwirrten, das der Vogue als maßgeblicher Stimme für Mode und Kultur vertraut.“

Offenbar vertraut aber auch die Luxusindustrie in unserer ja eh schon sehr verwirrenden Welt immer weniger ihrer potenziellen Kundschaft und deren Fähigkeit, eine Kunstaktion als solche zu erfassen. So musste der US-amerikanische Künstler Mason Rothschild kürzlich auch Schadenersatz zahlen, nachdem er ohne die Genehmigung der Luxusmarke Hermès digitale NFT-Hermès-Handtaschen verkauft hatte.

Eines muss man Drake lassen: Die Vogue-Aktion war wesentlich geiler als die „Her Loss“-Platte.