Neue Platten fürs Wochenende: Paramore, Tennis, Yo La Tengo

Paramore spielen Punk mit Handbremse. Tennis lassen die Pop-Pollen fliegen. Und Yo La Tengo laufen zu alter Hochform auf. Das sind die Platten fürs Wochenende.

Paramore
ParamoreZachary Gray

Paramore: „This Is Why“ (Warner)

Was für ein Aufschwung: Sängerin Hayley Williams war 2005 gerade mal 16 Jahre jung, als ihre Band aus Franklin im US-Bundesstaat Tennessee, die Pop-Punks namens Paramore, schon ihre erste Platte rausbrachten. „All We Know Is Falling“ war die LP emo-pessimistisch betitelt. „Riot!“ hieß der Nachfolger rebello-energetisch.

Paramore wurden massiv erfolgreich, packten es mit ihrer selbstbetitelten Platte 2013 gar auf die Nummer eins der US-Album-Charts.

Und sie, die sich ihren Klang auch ein bisschen bei den Pretenders rund um Chrissie Hyndes abgelauscht haben dürften, wurden ihrerseits zur Inspiration für jüngere achtsame Acts wie Princess Nokia und Chvrches. Die italienischen Glam-Rocker Måneskin („Rush!“) wirken inzwischen sogar ein bisschen wie das europäische Pendant zu Paramore. Das neue Paramore-Album fällt leider nach dem Album-Titeltrack, der zugleich als Opener fungiert (sie wissen wohl, wieso!), dann deutlich ab. Macht live sicher Laune, aber auf Platte fährt der Riot zu sehr mit Handbremse.


Tennis: „Pollen“ (Thirty Tigers/Membran)

Allein der Bandname schon ist freilich großes Tennis: Ja, sie nennen sich wirklich Tennis. Und die Platte heißt „Pollen“. Die US-Late-Night-Shows lieben die Band, von David Letterman bis Conan O’Brien. Verständlich, denn Tennis, die Gitarren und Electro können, liefern schon verdammt gute Popsongs, ohne sich an die üblichen Konsens-Pop-Strukturen anzubiedern. Sie sind eingängig, aber doch auch edgy, ein wenig zumindest.

Der Name Pollen ist auch nicht bloß Schabernack, sondern bezieht sich auf kleine Teilchen mit großen Effekten. Jeder, der eine ordentliche Allergie hat, wird beim „Pollen Song“ mitfühlen. Wobei Pollen freilich nicht schlicht wortwörtlich, sondern als Pop-Metapher zu verstehen sind. Ein Album, das mit einer Leichtigkeit daherkommt – aber letztlich doch eher von der schwer erträglichen Leichtigkeit des Seins erzählt. Hatschi!


Yo La Tengo: „This Stupid World“ (Matador/Beggars)

Einfach magisch, diese Band! Zumindest für Menschen, die auf noisigen Art-Rock stehen mit zweistimmigem Gesang, der Trost verschafft. Wie sich die Stimmen von Georgia Hubley und Ira Kaplan dabei seit 1984 umgarnen – das hat selten eine andere Band erreicht. The xx wahrscheinlich mit Oliver Sim und Romy, aber in glatt polierteren Pop-Gefilden.

Yo La Tengo (spanisch für „ich halte sie“) haben viel ausprobiert in den letzten nun schon fast vier vollen Dekaden – sogar eine wirklich tolle Coverversion von The Cures „Friday I’m In Love“ gewagt, bei der Robert Smith vor Rührung eigentlich der Eyeliner komplett verlaufen müsste. Manchmal haben sie sich auch verloren, etwa in den zerfasernden Jams des Vorgängers. Umso toller, dass Yo La Tengo auf „This Stupid World“ nun wieder in Hochform trost-rocken. Manchmal ist die world gar nicht so stupid.