Nicht ohne Barrie Kosky: Die neue Intendanz der Komischen Oper stellt ihre Pläne vor
Philip Bröking und Susanne Moser übernehmen die Leitung der Komischen Oper Berlin und setzen mit ihrem Spielplan für die nächste Saison auf Kontinuität.

Barrie Kosky hat der Komischen Oper als Intendant und Regisseur eindrucksvolle Impulse gegeben. Zweimal hintereinander wurde das Haus zum „Opernhaus des Jahres“ gekürt. Und nun, da er geht, kann seine Arbeit nur von zwei Menschen geleistet und weitergeführt werden: Susanne Moser und Philip Bröking übernehmen ab der nächsten Spielzeit die Leitung der Komischen Oper.
Susanne Moser war bislang Geschäftsführende Direktorin, Philip Bröking Operndirektor an diesem Haus, also in nächster Nähe der Intendanz, aber nicht im engsten Sinne mit den künstlerischen Prozessen beschäftigt. Daher wird Barrie Kosky auch weiterhin der Komischen Oper als Künstlerischer Berater zur Seite stehen. Und so sieht die neue Spielzeit denn auch aus, als wäre Kosky noch nicht gegangen. Er selbst inszeniert zwei Stücke: „La cage aux folles“ von Jerry Herman und einen Weill-Abend mit Katherine Mehrling „… und mit morgen könnt ihr mich!“. Kurt Weills fünf Lieder zu Tom Sawyer bilden den Ausgangspunkt einer von John von Düffel geschriebenen und von Kai Tietje komponierten Oper über Mark Twains Kinderbuchklassiker. Weitere Bearbeitungen klassischer Stoffe sind „Die Rache der Fledermaus“ nach der Operette von Johann Strauß und „Pippi Langstrumpf“ als Oper von Franz Wittenbrink, in der Dagmar Manzel, die an der Komischen Oper unzählige Erfolge als Schauspielerin und Sängerin feierte, erstmals Regie führt.
Es inszenieren Herbert Fritsch, Axel Ranisch und Dagmar Manzel
Aber auch die Auswahl der Opern folgt den programmatischen Linien des Hauses. Dass die Komische Oper eine neue „Così fan tutte“ in der Regie von Kirill Serebrennikov aus Zürich übernimmt, ist angesichts der eigenständigen Mozart-Tradition des Hauses ein wenig enttäuschend. Wirklich neu sind dagegen Luigi Nonos „Intolleranza 1960“, inszeniert von Marco Štormann, „Der fliegende Holländer“ in der Regie von Herbert Fritsch. Die Händel-Tradition des Hauses wird fortgesetzt mit dem Oratorium „Saul“ in der Inszenierung von Axel Ranisch; Händel wird auch ein kleines Festival gewidmet mit den älteren Produktionen von „Semele“ und „Xerxes“. Mit Ambroise Thomas’ „Hamlet“ kommt ein Erfolgsstück der Vergangenheit zur Neubewertung, Nadja Loschky wird es inszenieren.
Neu ist das „Festival für brandneues Musiktheater“ mit dem Titel „Schall & Rausch“, in dem allerdings auch Pop und Club-Musik ihren Einfluss geltend machen. Die kommende Saison ist die letzte vor der Sanierung des Hauses und dem Umzug des Ensembles ins Schiller-Theater – und zugleich begeht das Haus 75-jähriges Bestehen. In einer Gala am 23. Dezember werden Geschichte und Gegenwart des Hauses gefeiert werden.