Rihannas Dolmetscherin geht viral und stiehlt ihr fast die Show beim Super Bowl
Der Auftritt von Rihanna beim Super Bowl wurde in Gebärdensprache gedolmetscht. Die 20-jährige Justina Miles ist nun ein Shooting-Star. Was hat es damit auf sich?

Ordentlich was los gerade in der Pop-Welt: Nur ein Wochenende nach den Grammys standen schon die Brit Awards in London und der Super Bowl in Glendale, Arizona an. Bei den Brit Awards tauchten indes (der Name lässt es vermuten) eher die britischen Acts auf, auch Superstars wie Harry Styles und Sam Smith. Die zweifach ausgezeichnete Beyoncé sparte sich den Flieger nach London hingegen. Das Klima freut sich.
Wesentlich bedeutsamer als die Brit Awards in old Europe ist in den USA ein Auftritt in der Halbzeitpause beim Football-Profiliga-Finale, dem Super Bowl. Vielleicht schwer nachvollziehbar, schließlich, so könnte man meinen, ist man damit doch nur ein besserer Pausenclown; aber die Auftritte sind Kult, spätestens seit Michael Jacksons Flug mit der Rakete 1993. Lady Gaga meinte in der Netflix-Doku über sie, „Five Foot Two“, sogar, sie wisse gar nicht, was nun, nach ihrem Super-Bowl-Aufritt, noch kommen solle, so karrieremäßig. Tenor: Geiler als Super Bowl geht für Musiker kaum.
Kein Wunder, dass am Montag viel über Rihannas Super-Bowl-Show 2023 gesprochen wurde. Ihren ersten Live-Auftritt seit sieben Jahren. Rihanna hat sich, wie sie selbst sagt, auch durch die Super-Bowl-Auftritte von Beyoncé, Janet Jackson und Madonna inspirieren lassen. Und sie hat während des knapp viertelstündigen Super-Medleys im knallroten Outfit durch bauchnahe Gesten mehrfach angedeutet, schwanger zu sein – was ihr Management anschließend auch bestätigte: Ja, Rihanna und der Rapper ASAP Rocky werden wieder Eltern.
Alles sehr aufregend, doch inzwischen auch schon fast wieder Schnee von gestern. Inzwischen feiert das Netz eine Frau, die eigentlich „nur“ Rihannas Dolmetscherin war: Justina Miles, 20, aus Philadelphia, hat Rihannas Show gedolmetscht. In welche Sprache? In die amerikanische Gebärdensprache (ASL; American Sign Language). In einer energetischen Performance hat sie Rihannas zwölf Songtexte live interpretiert, von „Bitch Better Have My Money“ bis zu „Diamonds“.
Prima, dass dank Justina Miles (die selbst übrigens, wie sie sagt, nicht völlig taub, aber stark schwerhörig ist) Rihannas Auftritt noch mehr Menschen verständlich wurde. In Berlin gab es solche Übersetzungen vereinzelt auch schon bei Konzerten – etwa im SchwuZ und auch beim Pop-Kultur-Festival in der Kulturbrauerei. Dort allerdings in Deutscher Gebärdensprache (GDS).
Überhaupt lernt das Pop-Business gerade stark hinzu, wenn es um Barriere-Abbau geht; und auch um die Diskriminierung von Menschen mit Behinderung, sogenannter Ableismus: Beyoncé änderte 2022 den Text ihres Songs „Heated“ von ihrer „Renaissance“-Platte leicht – nach Kritik ihrer Verwendung des Slang-Verbs „spasten“, das von seinem Ursprung her eigentlich medizinisch den Kontrollverlust über Muskeln beschreibt.
Auch Lizzo hatte selbiges Wort 2022 in ihrem Song „Grrrls“ zunächst verwendet, dann aber verändert. Sie habe das Wort keinesfalls abwertend gemeint, sondern im Sinn von „abgehen“. Trotzdem hat sie um Entschuldigung gebeten und die Songzeile verändert: „Sprache ändert sich mit jeder Generation“, sagte sie. „Und, wie Nina Simone schon sagte: Man kann nicht Künstlerin sein, ohne die Zeit, in der man lebt, zu reflektieren.“ Ähnlich müssen es sich wohl auch Rihanna und die Super-Bowl-Verantwortlichen bei der National Football League (NFL) gedacht haben, als sie Justina Miles engagierten.