Zum Tod des langjährigen Puhdys-Schlagzeugers Klaus Scharfschwerdt

Er lernte Tischler, spielte bei Stern Meißen und Prinzip und stieß als Schlagzeuger des Jahres zu den Puhdys. Für Maschine war er „ein richtiger Rock-Trommler“.

Klaus Scharfschwerdt (1954–2022)
Klaus Scharfschwerdt (1954–2022)Thomas Uhlemann

Klaus Scharfschwerdt war der jüngste der alten Puhdys, erst 68 – kein Alter zum Sterben. Zumal wenn alle anderen in der Band älter sind. Der Tod des gezeichneten Bassisten Harry Jeske mit 82 kam vor zwei Jahren wenig überraschend. Bei Klaus Scharfschwerdt dagegen rechnete kaum einer damit, obwohl er seine Lungenkrebs-Erkrankung öffentlich gemacht hatte. Es herrscht Trauer unter den verbliebenen Bandmitgliedern, die sich vor sechs Jahren im Streit aufgelöst haben.

Damit sind nun auch Überlegungen obsolet, ob es nicht doch noch einen Revival-Auftritt geben könnte. Als der Schlagzeuger Klaus Scharfschwerdt 1979 in die Band kam, war sie bereits die erfolgreichste DDR-Band. Auf dem Höhepunkt ihres Ruhms feierte sie mit „Alt wie ein Baum“ und „Wenn ein Mensch lebt“ ihr zehnjähriges Jubiläum.

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Der Schlagzeuger Gunther Wosylus – mit Dieter Birr, Dieter Hertrampf, Peter Meyer und Harry Jeske Gründer der Puhdys – hatte die Band verlassen. Dieter „Maschine“ Birr, langjähriger Kopf der Band, erinnert sich an die Suche nach einem neuen Drummer: „Wir wollten natürlich den Besten und zu denen gehörte Klaus ohne Frage. Er war auch ausgezeichnet als Schlagzeuger des Jahres, da musste er was bieten. Vor allem passte er musikalisch zu uns, ein richtiger Rock-Trommler. Wir waren beide Rush-Fans, eine kanadische Band. Auf den Fahrten zu unseren Muggen hörten wir die Kassetten rauf und runter. Es tut mir unendlich leid um Klaus und für seine Familie.“

Zweimal trat Klaus Scharfschwerdt auch als Sänger auf

Als Trommler trat er – unvergessen – zweimal als Sänger in Erscheinung. Das war mit den Neue-Deutsche-Welle-Titeln „Jahreszeiten“ und „TV-Show“. Birr: „Damit hatte er unerhörten Erfolg, die Fans rasteten aus, wenn er sang. Nur ihm selbst war das peinlich, er wollte seine Stimme nicht hören.“ Scharfschwerdt hatte Tischler gelernt, bevor er sich der Musik zuwandte, bei Stern Meißen und Prinzip trommelte. Er war kein Puhdys-Fan, zögerte aber nicht zu wechseln. Im Rechtsstreit um die Autorenschaft der Songrechte stellte er sich wie seine Kollegen gegen den Komponisten Dieter Birr. Sie behaupteten, alle Titel seien im Kollektiv entstanden. Am Ende einigten sich die Parteien, dass die Gema die meisten der strittigen 200 Titel umregistriert.

Nur für kurze Zeit spielte der Schlagzeuger in einer eigenen Band: Scharfschwerdts Neuland. Er starb am 10. Juni, seine Familie gab den Tod drei Tage später bekannt: „Er war immer stark und voller Hoffnung. Wir teilten diese Hoffnung und waren fest davon überzeugt: Er packt es! Es sollte leider nicht so kommen.“