Doch nicht Kurator: Mohamedou Slahi wird vom African Book Festival abgezogen

Über Guantánamo hat Mohamedou Ould Slahi einen Bestseller geschrieben. Eher wortkarg blieb sein Umgang mit Al-Kaida. Das Ende eines anschwellenden Skandals.

Mohamedou Ould Slahi war 14 Jahre lang in Guantánamo gefangen. Er beteuert bis heute seine Unschuld.
Mohamedou Ould Slahi war 14 Jahre lang in Guantánamo gefangen. Er beteuert bis heute seine Unschuld.NDR/ARD

Wochenlang stand der mauretanische Schriftsteller und einstige Guantánamo-Häftling Mohamedou Ould Slahi wegen seiner früheren Zugehörigkeit zur Terrororganisation Al-Kaida in der Kritik. Nun haben die Organisatoren des African Book Festivals die Reißleine gezogen und übernehmen für die Durchführung des Programms in diesem Sommer selbst dessen künstlerische Leitung. Man habe hierfür einen entsprechenden Änderungsantrag beim Hauptstadtkulturfonds gestellt, heißt es in einer Pressemitteilung vom Dienstag. „Der Verein möchte damit verhindern, dass durch die anhaltenden Diskussionen um den Kurator das Festival Schaden nimmt“, heißt es. „Der Friedenspreisträger, Menschenrechtsaktivist und Schriftsteller Mohamedou Ould Slahi sah sich in den vergangenen Wochen in der deutschen Presse und Öffentlichkeit schweren, allerdings unbelegten Vorwürfen ausgesetzt, die inzwischen auch zu zahlreichen Angriffen gegenüber dem Festival selbst geführt haben.“

Der Irrtum seines Lebens

Zur kritischen Berichterstattung über die Berufungspolitik des Vereins InterKontinental e.V., der das Festival durchführt, hat auch die Berliner Zeitung beigetragen. „Kann ein Ex-Terrorist ein Berliner Literaturfestival leiten?“ lautete die Überschrift über dem entsprechenden Text im Online-Kanal der Zeitung. Slahi Houbeini, dessen abenteuerliche Geschichte in dem Film „The Mauretanian“ (mit Jodie Foster) verfilmt worden ist, hat seine Al-Kaida-Mitgliedschaft nie abgestritten. Sie sei der Irrtum seines Lebens gewesen, hat Slahi wiederholt beteuert. Zu den Vorwürfen, die nie bewiesen werden konnten, gehört die Rekrutierung der Attentäter auf das World Trade Center am 11. September 2001.

Was zur Hölle, so hatte die Schriftstellerin Ronya Othmann vor ein paar Wochen in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung entsetzt formuliert, hat ein Berliner Literaturfestival geritten, ausgerechnet ein ehemaliges Al-Kaida-Mitglied zum Kurator zu machen. Dessen Bestseller über seine Zeit in Guantánamo und die Tatsache, dass ihm eine Schuld nie nachgewiesen werden konnte, lautete darauf die Antwort. „Wir sehen keinen Anlass dazu, nicht mit ihm zu arbeiten und interpretieren die aktuelle Empörung als Ausdruck deutscher Islamfeindlichkeit“, lautete die schroffe Abwehr der Kritiker. Inzwischen dürfte die Einsicht gereift sein, dass es für den Bezug von Steuermitteln einer etwas geschmeidigeren Kommunikationsstrategie bedarf. Mohamedou Ould Slahi ist nie rechtskräftig verurteilt worden. Wahr ist aber auch, dass seine konkreten Al-Kaida-Aktivitäten und -Verbindungen stets sein Geheimnis geblieben sind.